Mit Walzer oder Tango hatte Tanzen im antiken Griechenland nichts gemein. „Eher mit dem Sirtaki“, schmunzelt Elisabeth Trinkl. Obwohl, erinnert die Wissenschaftlerin, dieser heute so populäre Tanz erst 1964 für den Film „Alexis Sorbas“ kreiert wurde. Und dennoch: Reigentänze waren auch schon zwei Jahrtausende davor weit verbreitet. „Als Paar wurde in der Antike nicht getanzt, sondern entweder in der Gruppe oder einzeln, jeweils zu unterschiedlicher Musik, nach Geschlechtern getrennt, seltener gemischt“, erklärt Archäologe Hans Scherer.
Synchrone Bewegung
Von Reliefs, bemalten Vasen sowie aus der Literatur wissen wir, dass bei zahlreichen Gelegenheiten das Tanzbein geschwungen wurde. „In der archäologischen Sammlung am Institut für Antike kann man sich übrigens selbst ein Bild davon machen“, lädt Scherer Interessierte zum Besuch ein.
Vor allem die Religion lieferte ausreichend Anlässe, um sich im Zuge von Opferdarbietungen zur Musik zu bewegen. In der Gruppe passierte das durchaus synchron. „Es handelte sich um große öffentliche Feste, bei denen gesungen, musiziert und getanzt wurde. Zum Beispiel im Kreis rund um den Altar oder in der Reihe wie bei einer Prozession“, vergleicht Trinkl. Weiters spielten Musik und Tanz im antiken Theater eine bedeutende Rolle, ebenso bei sportlichen Wettkämpfen. „Und wie heute natürlich bei privaten Ereignissen“, berichtet die Archäologin. Der Bogen spannte sich über den gesamten Lebenszyklus von der Geburt über Hochzeit bis zum Tod. Wobei vorrangig die Feste der Oberschicht überliefert sind, räumt Trinkl ein: „In dieser genoss die musikalische Erziehung generell einen hohen Stellenwert.“
Zu den bekannten privaten Feiern zählt das griechische Symposium. „Ein Trinkgelage meist von Männern, bei dem nach dem Essen getanzt und gesungen wurde“, schildert Hans Scherer. „Zur Unterhaltung gab es professionelle Tänzer, oft Tänzerinnen“, ergänzt Trinkl. Dabei wurde mit Hilfe von Masken und Schleiern der Körper erotisch in Szene gesetzt.
„Auch wenn uns in Anklängen so manches bekannt vorkommt, dürfen wir nicht vergessen, dass im antiken Griechenland eine andere Lebenskultur herrschte“, betonen die beiden. Das dürfte sich wohl nicht nur auf den Tanz, sondern auch auf dessen musikalische Untermalung ausgewirkt haben. „Nachhören“ lässt sich die Musik dank schriftlicher Aufzeichnungen sowie mit Hilfe von aus archäologischen Funden und Darstellungen rekonstruierten Instrumenten.