Wie begegnen wir als Gesellschaft dem wachsenden Anteil hochbetagter Menschen und was bedeutet es überhaupt, lebenswert zu altern? Sich auf postgradualem Niveau mit den Herausforderungen des Alterns zu beschäftigen, ist zukunftsträchtig. Auch für junge Generationen.
Der „Internationale Tag der älteren Menschen“ macht jährlich am 1. Oktober auf die aktuellen Lebensbedingungen älterer Menschen aufmerksam. Ziel ist es, für besondere Herausforderungen der Silver Economy zu sensibilisieren und intergeneratives Verständnis zu fördern. Ein Thema, mit dem sich Roberta Maierhofer, wissenschaftliche Leiterin des Masterlehrgangs Managing Age/ing und Leiterin des Zentrums für Inter-Amerikanische Studien, seit Jahren intensiv beschäftigt.
Europa, ein alternder Kontinent
„Die Demografie Europas ändert sich durch verschiedene Faktoren, darunter eine erhöhte Lebenserwartung. Laut Daten von Eurostat ist derzeit fast ein Fünftel der europäischen Bevölkerung 65 Jahre oder älter. Der Anteil von älteren Menschen in Europa ist also bereits beachtlich und wird in den nächsten Jahrzehnten noch markant ansteigen. Besonders davon betroffen ist der Anteil derer, die 80 Jahre oder älter sind, ihre Zahl wird sich bis 2080 mehr als verdoppeln“, legt Maierhofer dar. Diese Veränderungen in der Bevölkerungszusammensetzung stellen verschiedene gesellschaftliche Bereichen wie beispielsweise das Gesundheitswesen oder den Wohnbau vor Herausforderungen. „Wir stehen dem Paradoxon gegenüber, dass jeder gerne länger leben, aber niemand alt werden möchte. Das hat unter anderem mit den gesellschaftlich geprägten Bildern zu tun, die wir vom Alt-Sein haben. Es wird oft gleichgesetzt mit Abhängigkeit und Verfall und einem Fokus auf die Vergangenheit, in der kulturwissenschaftlichen Altersforschung sprechen wir hier von einem ,narrative of decline‘. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass wir auf die Chancen vergessen, die eine ,Gesellschaft des langen Lebens‘ bietet“, mahnt Maierhofer.
Der Wert des Alter(n)s
Alle alten Menschen sind einmal jung gewesen, die meisten jungen Menschen werden in der Zukunft zu alten Menschen. Doch der Wert des Alters scheint in unserer individualisierten Gesellschaft kein hoher zu sein. „Jung wird mit Positiv assoziiert. Das merkt man etwa bei Stellenausschreibungen, wenn mit einem jungen, dynamischen Team geworben wird. Warum ist ein junges Team automatisch auch dynamisch und vermeintlich besser? Vielleicht ist in manchen Bereichen ein älteres, erfahreneres Team das viel Geeignetere?“, gibt Maierhofer zu bedenken.
Der Masterlehrgang „Managing Age/ing“, der im September 2019 wieder bei UNI for LIFE startet, bietet TeilnehmerInnen ein interdisziplinäres Gesamtpaket an Methoden und Instrumenten, das zum einen dem tieferen Verständnis des menschlichen Alter(n)s dient und zum anderen dazu befähigt, in unterschiedlichen Bereichen wie Wirtschaft, Gesundheitswesen, Politik und Wissenschaft kreativ und praxisbezogen neue Handlungsanleitungen zu entwickeln. Lehrinhalte speisen sich unter anderem aus aktueller Forschung in verschiedenen Bereichen der Altersforschung. „Die Einsatzmöglichkeiten von interdisziplinär gebildeten GeragogInnen sind entsprechend vielfältig und viele Wirkungsbereiche werden auch zukünftig erst noch entstehen“, ist die wissenschaftliche Leiterin überzeugt.
Veranstaltungstipp
Der Konvent der Elisabethinen Graz lädt am 1. Oktober 2018 herzlich dazu ein, gemeinsam über das Alter nachzudenken, über dessen Schwierigkeiten und Schönheit. Im Rahmen der Veranstaltung wird auch Roberta Maierhofer um 15 Uhr einen Vortrag moderieren und dabei im Detail Auskunft über den Masterlehrgang geben. Der Eintritt ist frei.
Um Anmeldung wird unter krankenhaus(at)elisabethinen.at bzw. telefonisch 0316 7063-6449 gebeten.