Was macht für Sie gute Betreuung aus?
Tea Pavkov-Keller: Gute Betreuung bedeutet für mich eine ausgewogene Kombination aus wissenschaftlicher Exzellenz, individueller Förderung und persönlicher Entwicklung. Ich sehe meine Rolle nicht nur darin, Doktorand:innen durch das Dissertationsprojekt zu begleiten, sondern sie auch gezielt auf ihren weiteren beruflichen Weg vorzubereiten. Dabei ist mir besonders wichtig, dass sie eigenverantwortlich arbeiten, ihre eigenen Ideen entwickeln und eine kritische Haltung gegenüber wissenschaftlichen Ergebnissen einnehmen. Gleichzeitig schaffe ich ein unterstützendes, vertrauensvolles Umfeld, in dem sich die Doktorand:innen wohlfühlen und offen kommunizieren können.
Wie motivieren Sie Ihre Studierenden?
Pavkov-Keller: Motivation entsteht für mich vor allem durch Sinn, Selbstwirksamkeit und Anerkennung. Ich achte darauf, dass wir klare, aber realistische Ziele setzen, und dass Erfolge bewusst gefeiert werden. Ich unterstütze meine Doktorand:innen dabei, ihre eigenen Ressourcen zu erkennen und zu nutzen. Zudem ermögliche ich ihnen durch Konferenzen, Austauschprogramme und kleinere Nebenprojekte Erfolgserlebnisse außerhalb des Hauptprojekts. Das stärkt das Selbstvertrauen und eröffnet neue Perspektiven.
Wie gehen Sie mit Rückschlägen bei Ihren Doktorand:innen um?
Pavkov-Keller: Rückschläge gehören zur Dissertation dazu - sei es experimentell, persönlich oder im wissenschaftlichen Umfeld. Ich versuche, eine offene Fehlerkultur zu fördern, in der Probleme nicht versteckt, sondern angesprochen und gemeinsam reflektiert werden können. Entscheidend ist, Rückschläge ernst zu nehmen und als Teil des Weges zu verstehen.
Worauf legen Sie besonders Wert?
Pavkov-Keller: Mir ist wichtig, dass sich meine Doktorand:innen nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterentwickeln - hin zu selbstbewussten, reflektierten jungen Wissenschaftler:innen. Dazu gehört eine klare Struktur im Alltag, Raum für kreative Ideen, wertschätzende Kommunikation sowie die Förderung von Selbstorganisation, Resilienz und Karriereplanung. Ich achte außerdem sehr bewusst auf Teamgeist, Diversität und gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gruppe. Ein gutes Miteinander ist oft die Basis für wissenschaftlichen Erfolg.
Wie fördern Sie die Eigenständigkeit der Doktorand:innen?
Pavkov-Keller: Ich fördere sie, indem ich ihnen von Anfang an Verantwortung übertrage: für ihre Projektplanung, Dateninterpretation, aber auch für kleine Supervisionsaufgaben, etwa die Betreuung jüngerer Kolleg:innen. Gleichzeitig gebe ich konstruktives Feedback, schaffe Raum für Fragen und unterstütze sie bei Bedarf gezielt. Mir ist wichtig, dass sie lernen, Entscheidungen zu treffen und auch mit Unsicherheiten und Misserfolgen umgehen zu können.
Welche Rolle spielt das Team und die Atmosphäre in Ihrer Arbeitsgruppe?
Pavkov-Keller: Eine gute Arbeitsatmosphäre ist für mich die Grundlage für Kreativität, Austausch, Zusammenarbeit und Entwicklung. In unserer multikulturellen Gruppe kommunizieren wir offen und wertschätzend. Ich achte darauf, dass jede:r sich mit Ideen einbringen kann und sich gehört fühlt. Gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Labors - wie Wanderungen, Konferenzen oder auch einfach mal ein gemeinsames Essen - stärken den Gruppenzusammenhalt. Das wiederum wirkt sich sehr positiv auf Motivation und Produktivität aus.
Welchen Mehrwert hat Ihre Ausbildung zur psychosozialen Beraterin für Ihren Betreuungsstil?
Pavkov-Keller: Die Ausbildung hat mir noch stärker bewusst gemacht, wie eng wissenschaftliche Leistung mit persönlichem Wohlbefinden verknüpft ist. Ich arbeite nun gezielter daran, die individuellen Stärken der Doktorand:innen zu fördern, aufmerksam zuzuhören und ihre Bedürfnisse noch besser zu erkennen. Ich sehe die Doktorand:innen nicht nur in ihrer Rolle als Forscher:innen, sondern als Persönlichkeiten mit individuellen Stärken und Lebensrealitäten. Diese Perspektive hilft mir, auch in schwierigen Phasen unterstützend und lösungsorientiert zu begleiten.
Wie begleiten Sie die Karriereentwicklung Ihrer Doktorand:innen?
Pavkov-Keller: Karriereentwicklung beginnt bei mir nicht erst am Ende der Dissertation. Wir führen strukturierte Gespräche zu beruflichen Perspektiven, Interessen und Zielen. Ich unterstütze die Doktorand:innen dabei, individuelle Karrierewege zu gestalten, die zu ihren Fähigkeiten, Interessen und Zielen passen - sei es in der Wissenschaft, in der Industrie oder in anderen Bereichen. Dafür organisiere ich Workshops zur Karriereplanung und arbeite individuell an Bewerbungsstrategien. Meine ehemaligen Doktorand:innen begleite ich auch nach ihrer Promotion - zum Beispiel bei der Einwerbung von Fördermitteln oder bei Bewerbungen.