Die hübsche Zauneidechse – zur Paarungszeit imponieren die Männchen in Grün – war einst großflächig in Graz verbreitet. Heute existieren im Stadtgebiet nur mehr wenige isolierte Populationen, die größte davon im Botanischen Garten und seiner näheren Umgebung.
Wildnis-Korridor in der Stadt
Mit insgesamt rund 600 Bäumen, dazu Hecken, Sträuchern und Stauden, Rasen- und Blühflächen sowie Gartenanlagen bietet der Campus der Uni Graz wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna. Zum Areal gehören neben dem Universitätsplatz mehrere Standorte – vom Trainings- und Diagnostikzentrum am Rosenhain bis zum Wall-Gebäude in der Merangasse.
„Als einer der größten Grünräume in Graz stellt der Campus ein wichtiges Biotop dar und bildet als Brücke zwischen Stadtpark und Hilmteich einen Korridor für die Verbreitung von Arten“, erklärt Christian Sturmbauer vom Institut für Biologie der Uni Graz. „Insbesondere der Botanische Garten ist mit seinem alten Baumbestand ein bedeutender Trittstein in Richtung Leechwald“, so der Biodiversitätsexperte.
Für mehr Biodiversität
In den letzten Jahrzehnten hat die Artenvielfalt vielerorts massiv abgenommen. Für funktionierende Ökosysteme und damit für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ist Biodiversität aber entscheidend. Daher hat sich die Uni Graz das Ziel gesetzt, diese mit verschiedenen Maßnahmen zu fördern. Erste Schritte wurden bereits gesetzt. 2023 erhielt der Campus insgesamt 50 neue Bäume sowie einen Blühstreifen auf der Nordwiese am Universitätsplatz als Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten. Auch weitere Sträucher und Stauden wurden gepflanzt. Expert:innen des Botanischen Gartens brachten dabei ihr Wissen ein. Sie achteten unter anderem darauf, dass klimarobuste, vorrangig heimische sowie für Insekten und Vögel attraktive Pflanzen, etwa Vogelbeere und Holunder, gewählt wurden.
Vor dem Gebäude Universitätsplatz 2 bietet seit einigen Monaten der Stamm einer gefällten Platane einer Gemeinschaft von Pilzen, Insekten, Asseln und anderen Organismen einen Totholz-Lebensraum. Gleich daneben lockt ein „4-Sterne“-Insektenhotel. Der Biologe Gernot Kunz hat erforscht, welche Strukturen in Nisthilfen für naturschutzfachlich relevante Arten besonders wertvoll sind, und diese eingebaut. „Unser Insektenhotel wurde unter anderem von der Roten und der Gehörnten Mauerbiene, der Asiatischen Mörtelbiene, der Blauen Goldwespe und einer Grabwespenart bezogen“, berichtet Kunz. „Begleitende Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass die Nisthilfe zu seicht ist. Daher werden wir den Rahmen austauschen, um der Behausung mehr Tiefe zu verleihen“, erklärt der Insektenexperte. Derart optimierte „Luxus“-Hotels werden demnächst an weiteren Standorten errichtet.
Zur Förderung der Artenvielfalt bei den Vögeln erhielt die Uni Graz Unterstützung durch die Bundesimmobiliengesellschaft. Sie sponserte 20 Nistkästen, die an Bäumen am Campus angebracht wurden.
„HeinrichBiCool“ nennt sich das kürzlich gestartete Projekt zur Begrünung des Universitätszentrums Theologie in der Heinrichstraße 80. Dadurch soll das Gebäude gekühlt und gleichzeitig ein neuer biodiverser Lebensraum geschaffen werden. Auch rund um das im Bau befindliche Graz Center of Physics wird es viel Grün durch Schatten spendende Baumreihen und eine parkähnliche Stadtterrasse geben.
Welche Möglichkeiten sich am ganzen Campus zur Förderung der Artenvielfalt noch nutzen lassen, hat gerade das ÖKOTEAM Graz erhoben. Gemeinsam mit Expert:innen vom Institut für Biologie sollen nun weitere Maßnahmen geplant und umgesetzt werden.