Vor rund 700.000 Jahren stiegen die Sommertemperaturen vor der Küste Australiens von durchschnittlich 26 auf rund 29 Grad Celsius an und fielen in den folgenden Kaltzeiten kaum noch unter diese Grenze. „Dieses ideale Wärmefenster begünstigte ein schnelles Korallenwachstum und zeigt eindrucksvoll, wie sensibel ein Riff auf Temperatur reagiert“, fasst Gerald Auer vom Institut für Erdwissenschaften der Universität Graz zusammen. In einem internationalen Team unter der Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel untersuchte er Sedimentproben des Ocean Drilling Program aus einer Bohrung in unmittelbarer Nähe zum Great Barrier Reef. Dank einer neuen Methode konnten die Forscher:innen anhand chemischer Fossilien aus diesen Proben die klimatischen Begebenheiten rekonstruieren. „Wir konnten weiters zeigen, dass extrem stabile Temperaturen über mehrere Jahrtausende nötig waren, um das Great Barrier Reef überhaupt erst entstehen zu lassen“, ergänzt Auer, der im Rahmen der Studie die Altersdatierung der Bohrkerndaten durchführte.
Die weitere Erwärmung des Meeres durch den menschgemachten Klimawandel ist nun allerdings die größte Bedrohung für die Nesseltiere. Sommerliche Temperaturspitzen von über 30 Grad lösen Korallenbleiche aus und gefährden die Existenz von Riffen. „Vielen Korallenarten wird es nicht gelingen, aus den überhitzten Regionen abzuwandern, da sie sich nur schwer an die kalten und lichtärmeren Winter in höheren Breitengraden anpassen können“, bemerkt der Forscher.
Publikation
Benjamin Petrick, Lars Reuning, Alexandra Auderset, Miriam Pfeiffer, Gerald Auer, Lorenz Schwark: High sea surface temperatures were a prerequisite for the development and expansion of the Great Barrier Reef, 2024, Science Advances
DOI: 10.1126/sciadv.ado2058