„Dänemark hat uns mehr Schwierigkeiten bereitet als jedes andere Land", sagte Adolf Eichmann, als Leiter des so genannten Eichmannreferats während der Zeit des Nationalsozialismus zentral mitverantwortlich für die Deportation und Ermordung von rund sechs Millionen Menschen, während seines Prozesses 1960 in Israel. Denn nicht nur weigerten die Dänen und Däninnen sich, antijüdische Gesetze und Maßnahmen durchzuführen - in einer historisch einzigartigen Aktion verhalf die Zivilbevölkerung im Oktober 1943 rund 7.000 Juden zur Flucht nach Schweden und rettete ihnen damit das Leben.
Die Wander-Ausstellung "Dänemark im Oktober 1943 - die Rettung der Juden vor der Vernichtung", kuratiert von Therkel Straede, Assoziierter Professor und Historiker an der University of Southern Denmark, widmet sich diesem denkwürdigen Ereignis und war in den vergangenen Wochen im Foyer des RESOWI-Zentrums der Uni Graz zu sehen.
37 Ausstellungstafeln beleuchteten die Situation Dänemarks vor und nach der Besetzung durch Deutschland, die im April 1940 erfolgt war. Ausführlich wird dabei vor allem auf den Ablauf und die Hintergründe der Rettungsaktion "Die Menschenmauer" eingegangen. Pikantes Detail dabei: Die Warnung, aufgrund derer der Tod von rund 7.000 dänischen Juden und Jüdinnen verhindert werden konnte, kam ausgerechnet von deutscher Seite. Georg Ferdinand Duckwitz, Sachverständiger für Schifffahrt bei der deutschen Gesandtschaft in Kopenhagen, war eng befreundet mit führenden dänischen SozialdemokratInnen und GewerkschafterInnen. Als Duckwitz von der für die Nacht zum 2. Oktober 1943 geplante "Judenaktion", bei der die jüdische Bevölkerung Dänemarks systematisch verhaftet und deportiert hätte werden sollen, erfuhr, informierte er augenblicklich seine Kontakte.
Die dänische Bevölkerung handelte in einem beispiellosen Fall von Zivilcourage umgehend: Die Juden und Jüden wurden von Nachbarn, Freunden und teilweise ihnen Wildfremden versteckt und danach mit Ruderbooten und Fischerkutten heimlich über die Ostsee nach Schweden in Sicherheit gebracht. In der Nacht auf den 2. Oktober fielen "nur" 202 Juden und Jüdinnen ihren Häschern in die Hände. Die Zivilcourage der dänischen Bevölkerung schlägt sich laut dem Historiker und NS-Forscher Hermann Weiß auch in dem Faktum nieder, dass sie im Verlauf des Zweiten Weltkrieges insgesamt rund 90 Prozent ihrer jüdischen MitbürgerInnen vor dem KZ retten konnte.
Die Ausstellung wurde von der Widerstandsexpertin Dr. Ute Sonnleitner vom Fachbereich Zeitgeschichte des Instituts für Geschichte organisiert und vom Land Steiermark und der Universität Graz finanziert. Für die Dauer der Ausstellung fanden zudem einige Workshops unter der Leitung verschiedener ExpertInnen statt, die unter anderem Zivilcourage in der heutigen Zeit thematisierten.
Kontakt für die Bestellung der Schau:
Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden
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