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Universität Graz Neuigkeiten Wie digitale Methoden helfen können, ein Stein-Puzzle zu lösen

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Freitag, 26.01.2024

Wie digitale Methoden helfen können, ein Stein-Puzzle zu lösen

Eine Gruppe Wissenschafter:innen vor der Mensaplatte ©Uni Graz/Tzivanopoulos

Archäologie und Künstliche Intelligenz sind kein Widerspruch. Ganz im Gegenteil: Um neue Perspektiven zu eröffnen, braucht es innovative Methoden. Archäolog:innen und Digitalisierungs-Expert:innen an der Uni Graz zeigen, wie es geht.

Man nehme etwa 100 antike griechische Keramikgefäße, die scheinbar alle gleich aussehen und zwischen 520 und 400. v. Christus im attischen Raum entstanden sind. Auf den ersten Blick sieht das Auge keinen Unterschied, erst unter den Sensoren eines 3D-Scanners werden Nuancen einer Abweichung, die bei der Fertigung entstanden sind, sichtbar. „Das ist ein gutes Beispiel für eine Massenproduktion, ähnlich wie wir sie heute von bestimmten großen Möbelhausketten kennen. Sie war bereits in der Antike weit verbreitet. Erst bei genauerer Betrachtung sieht man die Unterschiede“, weiß Elisabeth Trinkl. Die Forscherin beschäftigte sich in vielen Projekten mit den Strukturen dieser Objekte und nutzt dabei die neuesten Technologien, um sich ein genaues Bild von ihnen zu machen. „Zu den wichtigsten Aspekten unserer Arbeit gehören neben den Grabungen und der Dokumentation auch die Analyse und die Präsentation der Artefakte. Archäologie ist nicht altmodisch!“ Die große Menge an Rohdaten, die etwa bei der Digitalisierung eines einfachen intakten Keramikgefäßes produziert werden, müssen geschickt verarbeitet werden. So kann auch Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur einen Teil der Arbeit übernehmen, sondern eröffnet auch völlig neue Wege.

Puzzle aus Stein: Wertvolle Altarplatte aus frühchristlicher Zeit
Am Beispiel einer zerbrochenen Marmorplatte, die im 5. Jahrhundert nach Christus als Altar diente, zeigen Archäolog:innen wie man virtuell aus 139 Fragmenten ein Ganzes schafft. Sie gehörte ursprünglich zum Altar der frühchristlichen Bischofskirche am Kirchbichl in Lavant (Osttirol). Im Rahmen von Grabungsarbeiten an der Ruine fand man bereits in den 1950er-Jahren im Mauerwerk die Bruchstücke der Marmorplatte. Historiker:innen gehen davon aus, dass die Altarplatte im Zuge einer Brandkatastrophe zerstört und dann für den Wiederaufbau der Kirche als Baumaterial verwendet wurde. „Gleich nach der Entdeckung versuchte man, die Stücke wieder zu einer Einheit zusammenzukleben – ohne Erfolg“, betont Archäologe Stephan Karl vom Institut für Antike. 2022 wurde eine erneute Freilegung und Konservierung der Stücke initiiert.
 

Die Bruchstücke der Marmorplatte sind Gegenstand des Citizen Science-Projektes "Open Reassembly" und waren Diskussions- und Forschungsgegenstand bei einer Expert:innen-Tagung des Instituts für Antike und des IDea_Lab Ende des Jahres 2023. Im Rahmen einer Kooperation mit der TU Graz digitalisierte die Universität Graz alle Einzelteile der Marmorplatte. Es wurden pro Fragment etwa 100 Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven angefertigt, die mit vom Streifenlichtscanner erfassten Geometriedaten in einem 3D-Modell zusammengerechnet wurden. In einem weiteren Schritt entsteht eine Online-Plattform, auf der Interessierte die virtuellen Fragmente im Rahmen eines kollaborativen 3D-Puzzle-Erlebnisses zusammenbauen können. Sie soll in den nächsten Wochen in den Live-Betrieb gehen und öffentlich zugänglich sein.

Erstellt von Konstantin Tzivanopoulos

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