Beim Spaziergang durch Wiesen oder Wälder taucht man in ein komplexes Ökosystem ein, ohne es zu merken. Zu Abertausenden kriechen und krabbeln kleinste Lebewesen durch den Boden, zersetzen abgestorbene Biomasse und sorgen so für eine gesunde Natur. Genau diese spannenden, aber bisher wenig erforschten Bodenbewohner stehen im Mittelpunkt des Projekts „Pillars-of-Soils“, das die Universität Graz gemeinsam mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften umsetzt.
„Beim Thema Bodenqualität denken die meisten Menschen an den Regenwurm, doch die wahren VIPs im Erdreich sind eigentlich Hornmilben, Springschwänze und Tausendfüßler“, sagt die Biologin Sylvia Schäffer. „Sie kommen auch dort vor, wo es kaum Regenwürmer gibt“. An 18 Standorten in der Steiermark und Niederösterreich findet deshalb gerade eine Volkszählung im Boden statt.
Neuland
„Das Spannende daran: Diese Daten zu unterschiedlichen Bodentypen gibt es bisher nicht. Es ist Neuland“, sagt Michaela Bodner. „Dabei ist es wichtig, dass wir an den verschiedenen Orten immer naturnahe Böden und menschlich beeinflusste Erden untersuchen.“ Wie sich die „Bevölkerung“ an diesen Standorten verändert und warum, wird man erst in einigen Jahren sagen können. Doch zumindest eine Erkenntnis zeigt sich jetzt schon: „In den Nutzflächen gibt es weniger unterschiedliche Arten als in unberührten Flächen, dafür sind diese zahlreicher“, so Bodner. „Weniger Artenvielfalt bedeutet daher nicht automatisch schlechtere Bodenqualität.“
Ein wichtiger Teil des Projekts ist auch die Zusammenarbeit mit Schüler:innen. Eine erste Partnerschule konnte bereits gewonnen werden: das Privatgymnasium Bad Gleichenberg. „In gleich drei Unterrichtsfächern haben sich die Jugendlichen mit der Sammlung von Bodenproben beschäftigt“, erklärt Schäffer. „Im Chemieunterricht wurde der Mineralgehalt analysiert, im Werkunterricht wurden sogenannte Berlese-Apparate gebaut, um die kleinen Lebewesen aus der Erde zu treiben und in Biologie ging es schließlich um die Zählung und Untersuchung der verschiedenen Arten.“ Ein besonderes Highlight war ein Unterrichtstag in den Laboren der Universität Graz.
Suche nach Schulen
„Für uns ist das ein echtes Leuchtturm-Projekt“, sagen die Biologinnen. „Sowohl die Lehrer:innen als auch die Schüler:innen waren begeistert. Die Schüler:innen haben nicht nur neue Fähigkeiten erworben, sondern auch ihre Scheu vor Krabbeltieren überwunden.“ Die Wissenschaftlerinnen wollen das Gymnasium nun als fixen Monitoring-Standort etablieren und hoffen, auch andere Schulen für dieses Projekt zu begeistern. „Die Schüler:innen lernen, wie man als Forscher:in arbeitet und erfahren, wie spannend Naturwissenschaften sind“, resümiert Schäffer.
Und wer – wie die Schüler:innen – die Welt mit neuen Augen sehen will, ist an der Universität Graz mit ihrem großen Angebot an naturwissenschaftlichen Fächern genau richtig.
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