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Universität Graz Neuigkeiten Vergessene Künstlerinnen: Seckauer Nonnenhandschriften gastieren in Klosterneuburg

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Donnerstag, 16.05.2024

Vergessene Künstlerinnen: Seckauer Nonnenhandschriften gastieren in Klosterneuburg

Eine Hand hält eine Lupe und vergrößert eine mittelalterliche Handschrift ©Uni Graz/Tzivanopoulos

Der Blick ins Detail lässt oftmals Besonderheiten in mittelalterlichen Handschriften erkennen. Foto: Uni Graz/Tzivanopoulos

Die Ausstellung „Wir Schwestern. Die vergessenen Chorfrauen von Klosterneuburg“ beleuchtet bis November 2024 im gleichnamigen Stift die Rolle der Frauenklöster im Mittelalter sowie die kreativen, kulturellen und spirituellen Beiträge ihrer Bewohnerinnen. Im Rahmen der Schau präsentiert man ebenfalls vier romanische Handschriften aus dem 12. Jahrhundert aus der Universitätsbibliothek Graz.

In einer Zeit, in der Männer in klösterlichen Skriptorien das Verfassen und Illustrieren von Codices monopolisierten, stellen Nonnenhandschriften eine Besonderheit und ein Zeugnis für die kulturellen Beiträge von Frauen im Mittelalter dar. Vom Jahr 1140 an, dem Gründungsjahr des Stiftes Seckau nahe St. Marein bei Knittelfeld, bestand von 1448 bis 1491 neben dem Augustiner-Chorherren-Kloster auch eine Abtei mit Chorfrauen.

„Diese lateinischen Gebetsbücher umfassen Texte für das gesamte Kirchenjahr“, erläutert Bergner den Inhalt dieser vier Handschriften. Aber was noch interessanter ist: Sie enthalten Notizen und Ergänzungen in deutscher Sprache, was darauf hindeutet, dass sie von den Nonnen aktiv genutzt wurden. Vier besondere Stücke aus Seckau, die sich seit der Aufhebung vieler Klöster durch Kaiser Joseph II. in Graz befinden, sind Teil einer großen Ausstellung im Stift Klosterneuburg. Besonders sind die Illustrationen der Grazer Leihgaben. In einer Zeit, in der viele Menschen nicht lesen konnten, waren sie eine wichtige Möglichkeit, den Inhalt von Texten zu vermitteln. Die Handschriften zeugen zudem von der künstlerischen Begabung der Nonnen. Ins Auge fällt die „Breviarium monialium Seccoviensium“ mit der Grazer Signatur MS 0286. „Auf einem Blatt wird Maria mit dem kleinen Jesus dargestellt. Zu ihren Füßen knien demütig zwei Frauen“, beschreibt die Handschriften-Expertin das Bild. „Eigentlich keine unübliche Darstellung. Nur hier schweben über den Köpfen der Frauen die Namen Chunigund und Richiza.“ Letztere war die zweite Gemahlin von Adalram von Waldeck. Das Paar stiftete das Kloster Seckau und trat in das Konvikt ein.

Kunstvolle Stickereien
Die Blätter der Handschrift bestehen aus Pergament, gefertigt aus Tierhaut. So wie die Natur es will, sind manche dieser Bögen nicht makellos und haben auch stellenweise Löcher. Diese Risse wurden in romanischen Handschriften sehr kunstvoll geschlossen. „Vor allem in Büchern, die von Frauen genutzt wurden, sind einzigartige Stickereien zu finden“, sagt Bergner. Viele dieser Zacken- und Stopf-Stich-Techniken haben sich bis heute erhalten, betont sie.

„Wir Schwestern“ bis Mitte November geöffnet
Die Ausstellung „Wir Schwestern“ im Stift Klosterneuburg stellt die Rolle der Nonnen im Mittelalter heraus, einschließlich ihrer Aufgaben in Liturgie, Seelsorge und Bildung. Es werden Exponate aus anderen österreichischen Klöstern präsentiert, darunter Gebrauchsgegenstände, Kunstwerke und Dokumente, die das tägliche Leben und die vielfältigen Aktivitäten der Nonnen beleuchten. Die Grazer Handschriften leisten dazu einen wertvollen Beitrag.
 


Weitere Informationen zur Ausstellung auf der Webseite des Stifts Klosterneuburg

Die Handschrift MS 286 aus dem Bestand der Universitätsbibliothek Graz als Digitalisat

Mittelalterliche Handschrift
Zwei Frauen knien vor Maria und dem Jesuskind: Chunigund und Richiza. Letztere war Mitstifterin der Abtei Seckau. Foto: Uni Graz/Sondersammlungen UB
Eine Seite einer mittelalterlichen Handschrift. Auf der linken oberen Seite eine kunstvolle Stickerei
Dort, wo das Pergament beschädigt war, wurde es mit teils kunstvollen Stichen und Stickereien von den Nonnen repariert. Foto: Uni Graz/Sondersammlungen UB
Erstellt von Konstantin Tzivanopoulos

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