„Meine Eltern haben mich immer ermutigt, an die Universität zu gehen. Ohne mir Druck zu machen. Sie wollten einfach, dass ich die Möglichkeiten nutze, die sie nicht hatten“, sagt Anđela Karać. Viele First Generation Students machen da auch andere Erfahrungen, weiß Lukas Georg Hartleb. Der Soziologe hat in seiner Masterarbeit untersucht, mit welchen besonderen Herausforderungen Studierende aus nicht-akademischen Familien konfrontiert sind. „Oft fehlt es ihnen an Unterstützung von zuhause. Das kann sein, dass sie mit Unverständnis oder mangelnder Wertschätzung von Seiten ihrer Eltern und Geschwister zu kämpfen haben: Was tust du den ganzen Tag? Schläfst lange, feierst Partys, lässt es dir gut gehen, während andere arbeiten müssen?“, nennt Hartleb Beispiele für stereotype Vorurteile.
Unsicherheit
Solche Vorwürfe können etwaige eigene Unsicherheiten und Zweifel an der Entscheidung für ein Studium verstärken: Schaffe ich das überhaupt? Bin ich klug genug dafür? „Kommen dann noch ökonomische Schwierigkeiten dazu – häufig haben First Generation Students einen schwächeren finanziellen Background –, überlegt man eher, das Studium abzubrechen“, berichtet Hartleb.
Schreibhilfe
Anđela Karać denkt nicht ans Aufhören. Sie ist mittlerweile gut an der Uni angekommen. Aber die Erfahrung, mit einigen Herausforderungen alleine gelassen zu sein, kennt sie auch. Die größte ist für sie das wissenschaftliche Schreiben: „Nicht nur wegen der Sprache, in der mir manchmal der Wortschatz fehlt. Es fällt mir einfach schwer, weil ich es noch nie gemacht habe, bevor ich an die Uni kam. Und meine Familie oder auch meine Freund:innen in Bosnien können mich dabei nicht unterstützen.“
Dieses Problem teilt Karać – vielleicht ohne es zu wissen – mit vielen anderen Studierenden. Daher hat die Uni Graz vor einigen Jahren das Schreibzentrum eingerichtet, wo auch Lukas Georg Hartleb tätig ist. Hier werden Beratungen und Workshops angeboten, die helfen, individuelle Arbeitstechniken zu entwickeln.
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