Mit der Auflösung des obersteirischen Klosters Seckau 1782 gelangten zahlreiche mittelalterliche Handschriften an die UB Graz. Darunter befinden sich Manuskripte aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit kunstvollen Seidennähten – einst genutzt, um Risse zu reparieren, Seiten zu verbinden oder Löcher zu schließen.
Die Handschriften stammen ursprünglich aus dem ehemaligen Chorherren- und Chorfrauenstift Seckau, das im 12. Jahrhundert von Adalram von Waldeck-Feistritz und seiner Frau Richiza von Perg gegründet wurde. Manche Bücher lassen sich jedoch nicht eindeutig nach Seckau zurückverfolgen – liturgisch-textliche Hinweise deuten auf Importstücke hin, oft private Gebetbücher von Chorfrauen, die aus anderen Regionen kamen.
„Bunte Seidennähte in mittelalterlichen Pergamenthandschriften aus dem obersteirischen Stift Seckau schienen bis vor Kurzem eine lokale Besonderheit zu sein, gesichertes Wissen dazu gab es nicht“, erklärt Thomas Csanády, Leiter der Sondersammlungen. Seine intensiven Forschungen zeigten jedoch: „Derartige Phänomene traten in vielen Klöstern auf, sie scheinen besonders in Handschriften des Netzwerks der hochmittelalterlichen Chorherrenreform im zentraleuropäischen Raum verbreitet gewesen zu sein.“
Design neu vernäht
Inspiriert von dieser historischen Technik, entwickelten die Designer:innen neue Arbeiten. Ein Workshop mit Forschenden und Bibliothekar:innen der Uni Graz legte die Grundlage. „Die Feinheit und aufwendige Technik, mit der die Stichmuster produziert wurden, zeigen uns, welch bemerkenswerte Qualität das Handwerk bereits im 12. Jahrhundert erreicht hatte“, sagt Theresa Zammit Lupi. „Als Restauratorin, die sich damit beschäftigt, historische Buchstrukturen und Reparaturtechniken zu verstehen, hatte ich das Gefühl, dass dies eine Inspiration für zeitgenössische Designer:innen sein könnte, bei ihrer Arbeit mit unterschiedlichen Materialien und Technologien neue Ideen zu entwickeln.“
Die Ausstellung ist Teil des Design Monat Graz. Ausgewählte Stücke sind im Uni Shop erhältlich.