Die Vorteile liegen auf der Hand: schnellere wissenschaftliche Fortschritte, höhere Reproduzierbarkeit von Studien und eine engere Zusammenarbeit über die Grenzen der Forschungsgebiete hinweg. Besonders in der COVID-19-Pandemie zeigte sich die Stärke offener Wissenschaft. Durch die rasche Veröffentlichung von Daten konnten Impfstoffe in Rekordzeit entwickelt werden. "Die freie Verfügbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse stärkt nicht nur die Forschung, sondern auch die Gesellschaft", betont Helmut Klug, an der Universitätsbibliothek Graz für Open Science zuständig. Allerdings gibt es auch Herausforderungen: "Nicht jeder ist bereit, seine Daten zu teilen – oft aus Angst vor Missbrauch oder mangelnder Anerkennung", erklärt er. Zudem fehlen an vielen Universitäten noch klare Richtlinien und ausreichende Förderungen für Open Science. Klugs Ziel: Bewusstsein schaffen, Aufmerksamkeit wecken und für das Thema sensibilisieren.
Viel Potenzial, und auch Hürden
In Österreich gewinnt Open Science an Bedeutung. Die Universität Graz etwa betreibt aktiv Open-Access-Förderungen und unterstützt Forschende bei der Veröffentlichung. Dennoch gibt es Aufholbedarf: Während Länder wie die Niederlande ihre Open-Science-Strategien längst umgesetzt haben, steckt Österreich diesbezüglich noch in den Anfängen.
Eine zentrale Initiative der uniko ist Open Science Austria (OSA), die Forschenden hilft, den Überblick über internationale Entwicklungen zu behalten. Auch studentische Gruppen wie die Graz Open Science Initiative (GOSI) setzen sich für mehr Transparenz und Zugänglichkeit in der Wissenschaft ein. GOSI ist eine informelle Initiative von Forschenden und Studierenden aller Grazer Universitäten, die am Institut für Psychologie gegründet wurde und dort ansässig ist. Ihr Ziel ist es, transparente und reproduzierbare Wissenschaft zu fördern, Forschende zur gemeinsamen Nutzung von Methoden, Forschungsdaten und Code zu ermutigen sowie Veranstaltungen wie Journal Clubs und Workshops zu organisieren. Zudem haben die Mitglieder ein „Transparenz und Open Science“-Formular für Dissertationen entwickelt, das Doktoranden und Forschenden die Möglichkeit bietet, die in ihren Forschungsprojekten angewandten Open-Science-Praktiken systematisch zu erfassen.
Die Rolle von KI und Open Science
Ein besonderer Treiber für Open Science ist die Künstliche Intelligenz. „Ohne offene Forschungsdaten wäre die Entwicklung moderner KI-Modelle nicht möglich“, so Klug. Gerade in der medizinischen Diagnostik oder der Klimaforschung profitieren die Entwickler der Algorithmen von frei zugänglichen Datensätzen. Gleichzeitig ermöglicht KI eine effizientere Analyse großer Datenmengen und verbessert damit wissenschaftliche Prozesse.
Die Zukunft der Wissenschaft ist offen – wenn Politik, Forschungseinrichtungen und die Forschungs-Community gemeinsam daran arbeiten. Mehr institutionelle Förderung, klare gesetzliche Regeln und ein Kulturwandel hin zu mehr Transparenz sind nötig. „Open Science ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit“, sagt Helmut Klug. Der Wandel hat längst begonnen – und wird die Art, wie wir forschen und Wissen teilen, nachhaltig verändern.
Für alle Interessierten veranstaltet die Universitätsbibliothek (Publikationsservices und Forschungsdatenmanagement) am 14. April 2025 eine Tagung im Unicorn: „Open Science – Chance oder Herausforderung?“ Das Event bietet eine intensive Einführung in das Thema und wie es der Universität Graz bereits umgesetzt wird.