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Universität Graz Neuigkeiten Beziehungen zwischen Hass und Scham

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Montag, 15.05.2023

Beziehungen zwischen Hass und Scham

zerbrochenes Glas

Jede dritte Frau in Österreich ist laut Statistik Austria von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Im Extremfall endet eine kranke Beziehung in einem Femizid, der Tötung einer Frau oder eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts. In Österreich waren es 2023 laut Medienberichten bereits elf. Was läuft da falsch? Diese Frage beschäftigt auch die Philosophen Daniel Pachner und Reinhold Esterbauer von der Universität Graz. Am 16. Mai sprechen sie darüber mit Michaela Gosch von „Frauenhäuser Steiermark“ und der Polizistin Sabine Felder-Zeiringer im Rahmen des diesjährigen „Philosophicum“, einer Veranstaltung des Instituts für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Graz in Kooperation mit der Katholischen Hochschulgemeinde Graz.

Gewalt an Frauen kommt in den meisten Fällen in Paarbeziehungen oder im familiären Umfeld vor. Warum fügen Männer ihren Partnerinnen so häufig Leid zu und warum erdulden ihre Opfer das? Was passiert da emotional zwischen den beiden Personen? „Solche Männer sind oft geprägt von traditionellen gesellschaftlichen Normen und Rollenbildern der Geschlechter. Wenn diese dann in einer Beziehung gelebt werden, kommt es zu einer Übersetzung auf eine emotionale Ebene – oder auch auf eine leibliche, etwa dass die Frau dem Mann sexuell immer verfügbar zu sein hat“, erklärt Daniel Pachner, Wissenschaftler am Institut für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Graz.

Können Partner:innen Konflikte nicht lösen, kann aus Liebe Hass werden. „Wer hasst, will, dass der oder die andere leidet, physisch und/oder psychisch, und sich minderwertig fühlt, zum Objekt degradiert wird“, sagt Pachner. Sorgen, Ängste und Schwächen der gehassten Person werden ausgenutzt. Wenn Gewalt, Drohungen und Demütigungen zum Alltag gehören, führt das meist dazu, dass sie für die betroffenen Frauen normal werden. „Die Reduktion auf ein Objekt mit negativen Eigenschaften, die der Täter ihnen zuschreibt, führt sehr häufig dazu, dass Opfer dessen Perspektive übernehmen und ein entsprechendes Selbstverständnis entwickeln. Sie fühlen sich schlecht, ausgesetzt, wehrlos. Und das ist verbunden mit Scham. In solchen Beziehungen wird die Frau zu etwas gemacht, wofür man sich zu schämen hat . Negative Frauenbilder finden hier eine Realisierung auf eine mit Gewalt verbundene Weise“, so Pachner. Darüber hinaus schäme man sich dafür, dass andere die Misshandlungen oder deren Spuren wahrnehmen.

Prävention ist möglich
„Gewalt gegen Frauen hat eine individuelle und eine Beziehungsdimension sowie eine öffentlich-soziale. Prävention muss auf allen Ebenen ansetzen“, ist Reinhold Esterbauer, Professor am Institut für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Graz, überzeugt. Ein Patentrezept gebe es nicht, aber mehrere Möglichkeiten vorzubeugen. „Das beginnt beim Aufmerksam-Sein für Veränderungen in der Beziehung, etwa wenn ich als Frau plötzlich in bestimmten Situationen Angst verspüre oder mein Partner mehr Gewaltbereitschaft zeigt“, nennt Esterbauer Beispiele. Man sollte sich trauen, Beratung oder psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, und sich über das Thema informieren.

Entscheidend sei, eine gefährliche Dynamik früh genug zu durchbrechen und rechtzeitig auszusteigen, betont Esterbauer: „Wenn wir einer Person begegnen, haben wir Verantwortung für diese andere Person, im Sinne von Achtung und Respekt. Um jemandem Gewalt anzutun, müssen wir diese Verantwortung überspringen. Das kostet viel Energie. Aber wenn man es einmal gemacht hat, entfaltet sich Gewalt nahezu ohne Grenzen.“

>> Philosophicum "Tödliche Macht" zum Thema Femizide und Gewalt gegen Frauen am 16. Mai 2023

Erstellt von Gudrun Pichler

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