Wenn man sich an die eigene Schulzeit zurückerinnert, gab es Lehrer:innen, die so begeisternd waren, dass man noch heute an ihren Unterricht denkt – während andere Fächer längst vergessen sind. Doch warum ist das so? Sollte Unterricht nicht so gestaltet sein, dass er alle Kinder mitnimmt, unabhängig von ihren persönlichen Präferenzen, und die Lerninhalte nachhaltig im Gedächtnis verankert?
Genau diese Fragen erforscht das FUTURE EDUCATION Netzwerk an der Uni Graz. Hier wird etwa untersucht, wie man mit interaktiven Apps die Mathematik-Fähigkeiten trainiert und was im Gehirn von Kindern geschieht, wenn sie addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren. Die Wissenschaftler:innen zeigen auf, wie wichtig Textkompetenz ist, um falsche Informationen von korrekten unterscheiden zu lernen. Im Creativ Cognition Lab gehen Expert:innen der Frage auf den Grund, welche neurologischen Prozesse Kreativität und Innovation entstehen lassen.
Jungwissenschaftler:innen ausgezeichnet
Beim großen EARLI-Kongress in Graz konnte das FUTURE EDUCATION Netzwerk nicht nur zeigen, wie international und zukunftsorientiert es arbeitet. Es wurden auch vier junge Wissenschaftlerinnen mit dem FUTURE EDUCATION Award ausgezeichnet, deren Arbeiten die große Vielfalt der Bildungsforschung aufzeigten.
So untersuchte Minh-Phuong Bui von der Karlstadt University in Finnland, welche Lernumgebungen sich positiv auf mathematisches Denken auswirken. Aktuell arbeitet sie daran, wie KI Lehrer:innen und Schüler:innen unterstützen kann
Auch Babette Müller von der TU München widmet sich in ihrer Arbeit dem Themenfeld KI und Large Language Models (LLM). Sie entwickelt Algorithmen, die erkennen, wenn Kinder im Klassenzimmer mit ihren Gedanken abschweifen. Damit soll Lehrer:innen geholfen werden, sich noch besser auf Bedürfnisse der Kinder einzustellen.
Xiangzi Ouyang von der Lingnan University in China hat ein neues Testsystem entwickelt, das Dyskalkulie (also Rechenschwäche) früher erkennt. Warum? Damit Kinder die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, bevor sie das Gefühl haben, in Mathematik nicht mitzukommen.
Die Forschung von Line Walquist Sørli von der Arctic University of Norway zeigt: Wer früh Probleme mit der Sprache hat, tut sich später oft schwerer beim Lesen. Betroffene Kinder können früh die nötige Unterstützung erhalten, um Leseschwäche bereits im Vorfeld entgegenzuwirken.
Konferenz 2026
Die Verleihung des Award war einer der Höhepunkte des EARLI-Kongresses in Graz – organisiert von den Uni-Graz Forschern Roland Grabner und Stephan Vogel. Ende August trafen sich rund 2500 Lern- und Lehrforscher:innen aus den verschiedensten Regionen in Graz und tauschten sich über die aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse aus. Auch im kommenden Jahr wird die Uni Graz wieder zur Bühne der Bildungsforschung. Das FUTURE EDUCATION Forschungsnetzwerk lädt zu seinem zweiten Kongress ein, bei dem erneut ein Early Career Award verliehen wird.