Wie begegnen wir also den Veränderungen am Arbeitsmarkt durch KI? Dazu ist eine Debatte entbrannt, ob es beispielsweise eine „Robotersteuer“ geben sollte. „Oder eine Art Versicherung, die negative Einkommenseffekte abfedern kann“, erklärt Schneider. Oder ob es doch ein universelles Grundeinkommen braucht, um die technologische Revolution gerechter zu gestalten. Maik Schneider untersucht mit Forschungskolleg:innen in einem wissenschaftlichen Artikel, inwiefern diese Politikinstrumente zielführend sein können. Die Wissenschaftler:innen schlagen ein eigenes Maßnahmenpaket vor, das die Stärken folgender drei Ansätze kombiniert.
Versicherung
Ein Ansatz ist die Schaffung einer Versicherung, die explizit den KI-Wandel zum Inhalt hat. „Wenn Menschen ein erhöhtes Risiko haben, wollen sie sich absichern“, begründet Schneider. Bei einem Jobverlust könnte die Auszahlungssumme einer staatlich oder privat organisierten Einrichtung über dem Arbeitslosengeld liegen. „Um vor allem die sich immer weiter ausdünnende Mittelschicht zu schützen und Ausfälle bei mittleren Einkommen auszugleichen.“ Eine zentrale Frage dabei ist: Wie lässt sich verifizieren, ob tatsächlich der KI-Einsatz die Situation verursacht hat? Ob eine Versicherung effizient funktionieren kann, hängt essentiell vom Grad der Treffsicherheit der Auszahlungen ab.
Grundgehalt
Ein anderer Zugang ist, den KI-bedingten Verlust des Arbeitsplatzes oder niedrigere Einkünfte durch ein fixes Grundeinkommen wett zu machen. Das Modell orientiert sich am „Universal Basic Income“. Eine proportional zum Lohn geregelte Steuer finanziert die Einnahmen, die dann gleichermaßen ausgeschüttet werden. Der Uni-Graz-Forscher hält dazu fest: „Auch wenn die genaue Höhe so festgelegt werden muss, damit Anreize einer Arbeitsaufnahme prinzipiell erhalten bleiben, kann es Ungleichheiten abmildern und gesellschaftlichen Ausgleich schaffen.“ Ein solches Grundgehalt sei insbesondere dann vorteilhaft, wenn die soziale Treffsicherheit einer Versicherung gering ist.
Technologie-Steuer
Als dritte Überlegung führt der wissenschaftliche Artikel die Einführung einer Robot-Tax an. „Zwar würde eine solche Besteuerung der Technologie den Fortschritt verlangsamen, aber auch den Strukturwandel und die negativen Arbeitsmarkteffekte reduzieren“, erläutert Maik Schneider. Da die Maßnahme auf Kosten der gesamten wirtschaftlichen Entwicklung ginge, sollte sie eher ein sekundäres Instrument sein, schlägt der Professor am Institut für Finanzwissenschaft und Öffentliche Wirtschaft vor.
Das Fazit
Optimal wäre es die Einnahmeseite des Grundeinkommens mit einer möglichst treffsicheren Ausschüttungsseite der Versicherung zu kombinieren und eine Robotersteuer nur bei zusätzlichem Bedarf und so niedrig wie möglich anzusetzen. „Angesichts der rasanten Ausbreitung von KI ist es sehr wichtig klare Konzepte zu entwickeln, um jederzeit handlungsfähig zu sein“, fasst Maik Schneider zusammen. Die theoretischen Entwürfe könnten als Lenkungsinstrumente dienen. Die praktische Umsetzung obliege der Politik.