„Die Universität Graz nutzt Gentechnik in Forschung und Lehre seit Jahrzehnten. Die Technologie ist unabdingbar für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden gegen Krankheiten von Menschen, Tieren und Pflanzen“, erklärt der Molekularbiologe.
„So kann man mit Hilfe gentechnisch veränderter Zellkulturen die Wirkung von Medikamenten untersuchen. So gelingt es, hochpotente Präparate zu entwickeln und gleichzeitig die unerwünschten Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten.“
Auch in der Landwirtschaft kann die Technologie viel zu einer Reduzierung der Umweltbelastung beitragen. „Gentechnik hilft dabei, die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln stark zu reduzieren, in dem sie die Entwicklung von Schädlings-resistenten Pflanzen ermöglicht. Auch die Anpassung an neue klimatische Bedingungen gelingt dank Gentechnik zügig. Ein wichtiger Beitrag zur weltweiten Nahrungsmittelsicherheit.“
Vor allem die Entwicklung der sogenannten „Genschere“ (CRISPR/Cas) habe die Forschung an diesen Anwendungen deutlich erleichtert, erklärt Reidl. „Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass all diese Entwicklungen natürlich auch mit konventioneller Züchtung erreicht werden könnten. Allerdings dauert der Prozess wesentlich länger, ist sehr arbeitsintensiv und dadurch auch deutlich teurer.“
Deshalb sei die Einschränkung neuer Methoden der Gentechnik für die Grundlagenforschung ein schwerer Rückschlag. Ferner würde ein Verbot der „Genschere“ auch dem Prinzip des verantwortungsvollen Umgangs mit Forschungsgeldern entgegenstehen.
Zumal der Einsatz von Gentechnik in Österreich und Europa bereits heute strenge reguliert sei. „Jedes einzelne gentechnische Projekt an der Universität Graz muss vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz genehmigt werden“, erklärt Reidl. Dabei müssten die Forscher sehr gewissenhaft begründen, warum für ihre Forschung der Einsatz von Gentechnik nötig ist.
Reidl: „Seitens der Universität Graz unterstützen wir daher den offenen Brief an die Regierung. Es ist wichtig, die Diskussion von Ideologie und Emotion zu befreien und auf den Boden der Fakten zurückzukehren. Der Brief ist eine Einladung an alle Interessierte: Treten Sie mit den Wissenschaftler:innen in Dialog. Die Türen der Universität Graz stehen Ihnen offen.“