Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Das gilt zum Beispiel für Nikotin oder Koffein. Diese Alkaloide sind grundsätzlich schädlich. Insekten setzen diese sowie auch Alkohol ein, um Infektionen in ihrem Nest bekämpfen. „Die Stoffe haben eine heilende Wirkung, aber sie könnten das Verhalten der Tiere verändern, in dem sie etwa die Bewegungs- oder Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen“, zieht Freitak Vergleiche mit dem menschlichen Organismus. Im Gegensatz zu uns sind solche Effekte bei den Tieren aber bislang unerforscht. Auf diese Lücke hat die Zoologin gemeinsam mit internationalen Kolleg:innen in einem Fachartikel hingewiesen. Sie haben in einer Cover-Story im Wissenschaftsjournal „Trends in Parasitology“ Fragen zur Tiermedikation beleuchtet.
Dalial Freitak geht davon aus, dass die Arzneimittel auch einen Effekt auf das Mikrobiom, also auf die Gesamtheit der Bakterien im Tier, haben: „Das heißt, es könnte die Verdauung und damit indirekt das Immunsystem beeinflussen.“ Es gäbe außerdem Hinweise, dass Insekten heilende Substanzen nicht nur im Krankheitsfall zu sich nehmen.
Laut Freitak könnte die Selbstmedikation also eine größere Rolle spielen und für den Gesamtzustand von Ameise und Co. entscheidend sein.
Mit ihrer Forschungsgruppe am Institut für Biologie will Freitak zum Beispiel die Verfügbarkeit der natürlichen Arzneimittel untersuchen, ob es einen Unterschied macht, wenn andauernd oder zeitlich beschränkt vorhanden sind: „Wir wollen klären, ob sich der ständige Konsum auf das Verhalten auswirkt.“