Raus aufs Land hieß es im August und September 1919 für rund 40 Student:innen der Uni Graz. „Die Hochschülerschaft hatte eine Ferienkolonie in Unterpremstätten und Stainz initiiert“, berichtet Petra Greeff vom Uni-Archiv. „Neben der Idee, die Natur zu erleben, dürfte wohl der Mangel an Nahrung ein entscheidendes Motiv dargestellt haben“, erinnert die Historikerin an die schlechte Versorgungslage nach dem Ersten Weltkrieg. Das rief auch die Bevölkerung vor Ort auf den Plan, die befürchtete, die Studierenden würden am Land „hamstern“. Die Skepsis war allerdings unbegründet, denn das Ferienlager wurde mit amerikanischen Lebensmitteln versorgt. Allzu üppig dürfte es dennoch nicht gewesen sein. Einfach war ebenso die Unterbringung mit Stroh gefüllten Matratzen in der Volksschule Unterpremstätten. Nach Schulbeginn, Mitte September, wechselten die Studierenden ins Schloss Stainz.
Wie das Programm genau aussah, erschließt sich nur auszugsweise aus dem Erlebnisbericht, den das Universitätsarchiv aufbewahrt. „Die Student:innen unternahmen viele Wanderungen, sogar Professoren besuchten ab und zu die Gruppe“, so Greeff. ⇒ der Bericht über die Ferienkolonie zum Nachlesen (PDF)
Graz, the second finest town in Austria
Wanderungen in Österreich standen auch bei britischen Studierenden hoch im Kurs, wie man aus einem englischen Reisekatalog speziell für Studierende aus dem Jahr 1938 weiß. Neben Angeboten zu Bildungs- und Aktivurlaub in Italien, Frankreich, am Balkan oder im Hindukusch wird der Alpenrepublik mit Wander- und Kanutouren enorm viel Platz eingeräumt – auch mit einer 14-tägigen Tour durch die „Styrian Alps“ samt Zwischenstopp in Graz, „the second finest town in Austria“.
„Die Broschüre könnte als Belegexemplar an die Universität gelangt sein“, vermutet die Historikerin. Darin ist nämlich ein Inserat der Universität Graz enthalten. Beworben werden „Summer Vacation Courses for Foreigners“, darunter Vorlesungen zu „The Civilisation of the 20th Century, with Language, Literature and Folkore”.
Und was auf den ersten Seiten gleich ins Auge sticht: Ein Vermerk ist im Katalog eingeheftet, da mit dem “Anschluss” im März 1938 die Währung Schilling von der Reichsmark abgelöst wurde: “Apart from the probable application to Austria of German currency regulations, the recent events in Austria do not effect the organisation of the tours announced in this book.”
⇒ der Reisekatalog zum Durchblättern Teil 1 (PDF) I Teil 2 (PDF)