Ein authentisches Bild des Klosters Stift Rein bei Graz im 12. Jahrhundert sowie eine Analyse der dreidimensionalen Darstellungen von Pflanzenblüten, -blättern und Früchten in den Säulenkapitellen der Grazer Leechkirche: Zwei Publikationen, eine Autorin. Dr. Elisabeth Brenner, 2015 sub auspiciis Promovendin der Kunstgeschichte an der Uni Graz, trug für ihre beiden Werke bekannte kunsthistorische Fakten und neue Forschungsergebnisse zusammen.
Die Leechkirche in Universitätsnähe ist ein seltenes „Herbarium in Stein“. Der aus der Botanik stammende Begriff meint eine Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen – tatsächlich dienten Blüten, Blätter und Früchte als Vorbilder für die zwölf Säulenkapitelle der Kirche. Geschaffen im 13. Jahrhundert, gehören diese Denkmäler zu den ältesten ihrer Art in Österreich. Brenner untersucht diese jedoch nicht nur aus kunsthistorischem Blickwinkel. Welche Rolle die dargestellten Pflanzen im christlichen Glauben des Mittelalters spielten und welche Attribute ihnen in der damaligen Heilkunde zugeschrieben wurden, erläutert die Wissenschafterin in ihrem Buch ebenfalls.
Ihre Dissertation, die nun in Buchform vorliegt, hatte Brenner der Rekonstruktion des ursprünglichen Baus des weltältesten Zisterzienser-Klosters, Stift Rein bei Graz, gewidmet. Das Kloster, gegründet im Jahr 1129, wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrmals verändert, sodass von der originalen Bausubstanz heute nur mehr wenig zu sehen ist. Wie das Stift außen und innen eigentlich aussah, verdeutlichte Brenner in einem 3 D-Modell – und ließ so das ursprüngliche, romanische Rein nicht nur in Wort und Bild wiederauferstehen, sondern auch auf plastische Weise.
Beide Publikationen sind bei Sublilium Schaffer erschienen, einem jungen Fachverlag, der sich auf den Bereich kunst- und kulturhistorischer Themen spezialisiert hat. Neben Inhaber Mag. Christopher Schaffer konnten Elisabeth Brenner und Ao.-Univ. Prof. Dr. Margit Stadlober, Leiterin der Forschungsstelle Kunstgeschichte Steiermark, bei der Buchpräsentation Mitte März im Bundesdenkmalamt, Abteilung für Steiermark, auch MitarbeiterInnen des Universitätsverlags sowie des Böhlau Verlags begrüßen. Geistliche Vertreter des Stiftes Rein, Angehörige der Karl-Franzens-Universität sowie Grazer Größen der Kulturszene waren ebenfalls gekommen, um sich am Büchertisch der Verlage zu informieren und Netzwerk-Gespräche zu führen. Zu einem seltenen Zusammentreffen am Rande kam es, da mit dem Grußredner Dr. Hansjörg Weidenhoffer vom Bundesdenkmalamt ein zweiter sub auspiciis-Promovend der Kunstgeschichte anwesend war.
Gefördert wurde die Veranstaltung vom AbsolventInnenverein alumni UNI graz mit seiner Sektion „Freunde des Kunsthistorischen Instituts“ und dem Dekanat der Geisteswissenschaftlichen Fakultät.
Publikationen:
Dr. Elisabeth Brenner: „Das romanische Rein. Kirche und Klausurkomplex des 12. Jahrhunderts im Kontext mittelalterlicher Zisterzienserarchitektur“. Sublilium Schaffer, Mai 2016.
Dr. Elisabeth Brenner: „Herbarium in Stein: Die Pflanzenwelt der Grazer Leechkirche“. Sublilium Schaffer, November 2016.