Hamburg – Berlin – USA – Graz: Das sind die Forschungs- und Lehr-Stationen von Frau Univ.-Prof. Dr. Anne-Kathrin Reulecke der vergangenen Jahre. Seit 2012 ist die gebürtige Deutsche – sie kommt aus der Umgebung von Hannover – am Institut für Germanistik der Karl-Franzens-Universität Graz tätig. Im April letzten Jahres hat sie hier die Universitätsprofessur für Neuere deutschsprachige Literatur mit dem Schwerpunkt „Literaturtheorie und Geschichte und Theorie der literarischen Ästhetik“ angetreten.
„Gerade dieser besondere Fokus der Professur hat mich gereizt, an die Karl-Franzens-Universität kommen“, erzählt Reulecke, die auch noch einen Ruf an die Uni Siegen hatte, sich aber letztlich „auch der interessanten Stadt und ihrer Umgebung wegen“ für Graz entschieden hat. Dazu gehören auch die literarischen Traditionen der Stadt, wie das legendäre Forum Stadtpark und die Zeitschrift Manuskripte oder die Reihe Dossier. Denn die hier gelebte Gegenwartsliteratur ist ein Forschungsgebiet der Professorin.
Gegenwartsliteratur
„Gemeinsam mit dem Grazer Literaturhaus plant unser Institut im Frühjahr 2014 die Veranstaltungsreihe ‚Zur Aktualität der Gegenwartsliteratur: Grenzen des Humanen‘. Dort wollen wir beleuchten, wie die Errungenschaften der modernen Biotechnologien und der Medizin unser Leben tangieren und wie sie in der zeitgenössischen Literatur von AutorInnen, wie David Wagner, Arno Geiger, Juli Zeh oder Ulrike Draesner, verhandelt werden“, erklärt sie.
„Meine Arbeit bewegt sich stets zwischen Philologie und Kulturwissenschaften“, führt Reulecke aus. Neben dem Thema „Literature and Science“ sind die Arbeitsschwerpunkte breit gefächert: Medien und Intermedialität in der Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts – „meine Doktorarbeit habe ich zum Verhältnis von Literatur und bildender Kunst geschrieben“ –,Visualität und Blindheit in Literatur und Film – „ein Forschungsgebiet, das ich aus Berlin nach Graz mitgenommen habe“. Ihre aktuellen Lehrveranstaltungen behandeln den Realismus des 19. Jahrhunderts und Kafkas Tiererzählungen, aber auch Theorien der Autorschaft, der Fälschung und des Plagiats – das ist auch das große Forschungsgebiet ihrer Habilitation.
„Mich beschäftigen hierbei die Fragen: Wann taucht das Plagiat in unserer Kulturgeschichte als Figur auf, was unterscheidet eigentlich Fälschung und Plagiat, und was sagen diese beiden ‚Störfälle’ über die ‚normale’ Konstitution von Wissen aus.“ Die Antworten liefert die Professorin in einem neuen Band, der Ende des Jahres erscheint.