Warum lassen sich Studierende so schwer für die Stimmabgabe begeistern? Auch vor dem Hintergrund, dass demokratische Mitbestimmung an Unis eine Rolle spielt.
Katrin Praprotnik: Es ist eine paradoxe Situation, dass gerade an den Universitäten bei der ÖH-Wahl die Mitbestimmung so gering ist. Studien wie etwa auch der Demokratieradar zeigen, dass sich Menschen mit formal höherer Bildung häufiger an den verschiedenen Möglichkeiten der demokratischen Mitbestimmung beteiligen.
Doch warum spiegelt sich das genau an den Universitäten nicht wider?
Praprotnik: Wenn wir davon ausgehen, dass Studierende sehr wohl mitbekommen, dass die ÖH-Wahl stattfindet und sich dann dafür entscheiden, keine Stimme abzugeben, ist das natürlich ein Warnsignal für alle antretenden Listen. Darüber hinaus bedeutet es auch eine Schwächung der ÖH als Interessensvertretung. Es macht einen Unterschied, ob die ÖH in politischen Verhandlungen mit dem Wissenschaftsministerium mit der Legitimation auf Basis einer Wahl mit 80 oder eben 20 Prozent sprechen kann.
Studien des Democracy Lab haben ergeben, dass ein vergleichsweise hoher Anteil junger Menschen Demokratie nicht als ideales Modell beurteilt und generell weniger an Politik interessiert ist. Gilt das auch für die Studierenden?
Praprotnik: Nein. Hier den Bogen bis zur ÖH-Wahl zu spannen, hielte ich für unzulässig. Aber natürlich stimmt der generelle Befund: Wer in der glücklichen Lage ist, in einem demokratischen System aufgewachsen zu sein, dem passiert es leichter, dieses als selbstverständlich anzunehmen. Dabei ist Demokratie – die Möglichkeit in einem freien Land zu leben – alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Beispielsweise zeigt die amerikanische NGO „Freedom House“ in ihrer Messung der Demokratiequalität auf, dass nur zwei von zehn Menschen weltweit in einem vollkommen freien Land leben.
Kann es sein, dass die Studierenden zu wenig über die ÖH wissen?
Praprotnik: Eine verbesserte Sichtbarkeit der ÖH und der Arbeit der ÖH auch abseits der Wahl wäre sicherlich wichtig, um die Bedeutung im studentischen Alltag zu vermitteln. Aber: Eine höhere Wahlbeteiligung ist nicht nur eine Bring-, sondern auch eine Holschuld.
Wie ließe sich die Beteiligung erhöhen?
Praprotnik: Ich hielte ein Online-Wahlmöglichkeit für eine geeignete Maßnahme, um die Beteiligung zu erhöhen. Unabhängig davon gebe ich zu bedenken, dass man sich für die Stimmabgabe durchaus auch vor Ort die Zeit nehmen kann, um das Recht auf Mitbestimmung auszuüben.
Und die Mitbestimmung wahrnehmen, ist an der Uni Graz vom 13. bis 15. Mai 2025 an folgenden Orten zu folgenden Zeiten möglich:
- Foyer der Universitätsbibliothek
- RESOWI-Gebäude: Lernzone im Bauteil C, Erdgeschoß und Kopierbereich vor der Bibliothek
- Gebäude Anglistik/GEO/Mathematik: Lernzone im Erdgeschoß
- Wall-Zentrum: Lernzone Erdgeschoß
Öffnungszeiten der Wahllokale:
- Dienstag, 13.5.2025, 9 bis 18 Uhr
- Mittwoch, 14.5.2025, 9 bis 18 Uhr
Im Foyer der Universitätsbibliothek ist die Stimmabgabe bis 19 Uhr möglich. - Donnerstag, 15.5.2025, 9 bis 15 Uhr