Sowohl in Medien und Internet-Foren als auch auf politischer Ebene sind gegenwärtig Diskussionen über vermeintliche Effekte der „Flüchtlingskrise“ entbrannt, die häufig Sachlichkeit vermissen lassen und stattdessen Ängste und Fremdenfeindlichkeit schüren. Verstärkt wird damit argumentiert, dass von Flüchtlingen eine Gefährdung ausgehe – speziell für „Heimat“, „Kultur“ und „Identität“. Die politische Instrumentalisierung dieser Begriffe ist Anlass für eine gemeinsame Erklärung der österreichischen Universitätsinstitute für Volkskunde, Europäische Ethnologie und Kulturanthropologie sowie Museen, Fachverbände und Vereine für Volkskunde.
„Der Blick auf die Geschichte zeigt, dass ,Kultur‘ und ,Identität‘ im Laufe der Geschichte vielfach auf gefährliche Weise verwendet wurden, um das ,Fremde‘ vom vermeintlich ,Eigenen‘ abzugrenzen und Menschen auszuschließen – wie in der aktuellen Diskussion“, warnen die UnterzeichnerInnen der Erklärung. „Die Themenbereiche Migration, Flucht, Vertreibung, Kulturkontakt und Kulturkonflikt gehören zu unseren zentralen Forschungsfeldern. Daher betrachten wir es als unsere Verantwortung, zur gegenwärtigen Situation Stellung zu beziehen und uns aktiv in die öffentliche Auseinandersetzung einzubringen“, betont Univ.-Prof. Dr. Katharina Eisch-Angus vom Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Uni Graz.
Koordiniert wird die gemeinsame Erklärung vom Österreichischen Fachverband für Volkskunde unter dem aktuellen Vorsitz von Univ.-Prof. Dr. Johanna Rolshoven, die ebenfalls an der Karl-Franzens-Universität Graz lehrt und forscht.