Wenn Geheimdienste für Schlagzeilen sorgen, dann ist er für seine Expertenmeinung gefragt: Der Historiker Ao.Univ.-Prof. Dr. Siegfried Beer befasst sich seit über 30 Jahren mit der Geschichte und Gegenwart der Geheimdienste im 20. Jahrhundert und gilt als international renommierter Kenner der „Szene“. Am 25. Juni 2013 wurde der „Detektiv“, wie ihn Festredner Univ.-Prof. Dr. Christof Mauch bezeichnete, anlässlich seines 65. Geburtstags mit einer Feier an der Uni Graz geehrt.
Dekan O.Univ.-Prof. Dr. Helmut Konrad unterstrich in seinen Worten des Geleits an den Jubilar Siegfried Beers hohen Anspruch an Qualität, in der Lehre wie in der Forschung. „Qualität kam bei dir immer vor Quantität. Du bist ein ständiger Mahner an das Leistungsprinzip“, betonte Konrad.
„Siegfried Beer hat das Profil der Allgemeinen Geschichte der Neuzeit an der Universität Graz entscheidend geprägt“, hob Univ.-Prof. Dr. Gabriele Haug-Moritz die Bedeutung der Arbeit ihres Institutskollegen hervor, nachdem Ao.Univ.-Prof. Dr. Harald Heppner, Leiter des Instituts für Geschichte der Uni Graz, die Festgäste begrüßt hatte. Heppner wünschte dem Jubilar weiterhin Gesundheit und schöpferische Muße und überbrachte unter anderem auch die Glückwünsche des Militärhistorischen Beirats der Wissenschaftskommission beim Bundesministerium für Landesverteidigung.
Univ.-Prof. i.R. Dr. Alfred Ableitinger, Geschäftsführender Sekretär der Historischen Landeskommission für Steiermark (HLK), deren Mitglied auch Siegfried Beer ist, gratulierte dem Jubilar als Fachkollege und Tennisfreund. Gemeinsam mit Univ.-Doz. Dr. Martin Moll ist Ableitinger auch Herausgeber der Festschrift für Siegfried Beer zum 65. Geburtstag mit dem Titel „License to detect“, erschienen in der Schriftenreihe des Instituts für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz, unter der Schriftleitung von Ao.Univ.-Prof. Dr. Käthe Sonnleitner.
Als Vertreter der „Beer-SchülerInnen“ kam auch Jungforscher Mag. Florian Traussnig zu Wort. Er zeichnete ein humorvolles Bild von der markanten Persönlichkeit seines Lehrers mit dem etwas knorrigen Habitus und durchdringenden analytischen Blick, der seine SchülerInnen zwar immer gefordert, aber auch gefördert habe. „Er ermutigte uns unter anderem, uns für den internationalen Diskurs zu öffnen, ins Ausland zu gehen, Forschungsreisen zu unternehmen“, so Traussnig.
Den Festvortrag hielt der renommierte Historiker Univ. Prof. Dr. Christof Mauch, Direktor des Rachel Carson Center for Environment and Society und Lasky Center for Transatlantic Studies sowie Professor für Amerikanische Kulturgeschichte. In seine Ausführungen zum Thema „Top Secrets und gefährliche Spiele oder: Was man aus der Geschichte des amerikanischen Geheimdienstes OSS lernen kann“ ließ Mauch auch viele persönliche Erinnerungen an seine gemeinsamen Forschungen mit Siegfried Beer in den USA einfließen.
„Es war ein schönes Stück Arbeit, eine Arbeit, die ich gerne gemacht habe“, zog Siegfried Beer schließlich Resumee über seine bisherige Karriere als Forscher und Lehrer und sprach all jenen seinen Dank aus – seiner Familie, seinen KollegInnen und FreundInnen –, die ihn bisher begleitet hatten.
Zur Person:
Geboren 1948 im niederösterreichischen Scheibbs, besuchte Siegfried Beer das Akademische Gymnasium in Graz und studierte später Geschichte und der Anglistik/Amerikanistik an der Universität Wien und der Wesleyan University, Middletown, CT, USA. 1978 kam er als wissenschaftlicher Mitarbeiter ans Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz. 1983 promovierte er an der Uni Wien und 1999 habilitierte er sich an der Universität Graz für Allgemeine Neuere Geschichte und Allgemeine Zeitgeschichte.
Wiederholt lehrte und forschte Siegfried Beer in den USA, unter anderem 1996/97 im Rahmen eines Schumpeter Research Fellowship an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts und 2007 als Botstiber Visiting Professor an der Columbia University in the City of New York. Seit 2008 leitet er das Botstiber Institute for Austrian-American Studies (BIAAS) in Media, Pennsylvania.
2000 wurde er zum Mitglied der Wiener Rückstellungskommission und 2004 zum Mitglied der Historischen Landeskommission für Steiermark auf Lebenszeit ernannt.
Siegfried Beers zentraler Forschungsschwerpunkt sind die Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Gemeinsam mit KollegInnen arbeitet er die Geschichte der Geheimdienste in Österreich auf und hat damit Neuland betreten. Seit 2004 leitet er das von ihm gegründete Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPSS) und seit 2007 ist er Herausgeber des Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies (JIPSS). Weitere Forschungsinteressen Siegfried Beers liegen in den Bereichen internationale Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert, anglo-amerikanische Geschichte seit 1776 und Österreich im 20. Jahrhundert.