Der Senat der Karl-Franzens-Universität Graz hat in seiner letzten Sitzung am 24. Juni 2015 die gegenwärtige und künftige Situation des Wissenschaftsfonds FWF eingehend diskutiert und eine Stellungnahme dazu beschlossen. Das Rektorat hat sich dieser Stellungnahme vollinhaltlich angeschlossen.
Die Stellungnahme wurde an Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und an Bundesminister Hans Jörg Schelling übermittelt.
Stellungnahme des Senats der Karl-Franzens-Universität Graz zur gegenwärtigen und künftigen Situation des FWF
Der Senat der Karl-Franzens-Universität Graz nimmt mit großer Besorgnis die seit 2008 kontinuierlich sinkenden Bewilligungsquoten des FWF zur Kenntnis. Der FWF ist die einzige außeruniversitäre Institution Österreichs, die in nennenswertem Umfang Grundlagenforschung fördert. 80% der bewilligten Gelder kommen unmittelbar dem wissenschaftlichen Nachwuchs zugute. Vom FWF geförderte Prae- und Postdocs sind ein integraler Bestandteil universitärer Forschungspolitik. Bereits derzeit kann nur noch eines von vier beantragten Projekten gefördert und pro beantragtem Euro können nur 20 Cent bewilligt werden. Diese Situation ist mit der Innovation-Leader-Strategie der österreichischen Bundesregierung unvereinbar. Und sie verhält sich auch konträr zur herausragenden Qualität FWF geförderter Forschung, die von internationalen ExpertInnen mehrfach attestiert wurde.
Die Stagnation des Budgets bei steigenden Personal- und Sachkosten sowie steigende Antragszahlen, wie sie sich derzeit für die Jahre ab 2016 abzeichnen, bedeuten de facto das Aus für das derzeitige Qualitätssicherungsverfahren durch internationale Peers, d.h. für eine nach transparenten und objektiven Kriterien erfolgende Vergabe von Finanzmitteln für Forschung und Entwicklung. Auf längere Sicht werden die Folgen für den Innovationsstandort Österreich dramatisch sein. Schon jetzt investiert Österreich, verglichen mit der Schweiz, nur (ca.) ein Viertel des Geldes (Ausgaben pro EinwohnerIn) in die Grundlagenforschung. Es wird eine Generation hochmotivierter und leistungsfähiger NachwuchswissenschafterInnen und damit seine Zukunftsfähigkeit verlieren. Denn nur wer schon heute Antworten auf die Fragen von morgen sucht, wie es die Grundlagenforschung tut, wird sich in einer von immer größerer gesellschaftlicher und ökonomischer Dynamik geprägten Welt behaupten können.
Der Senat appelliert daher nachdrücklich an alle politischen EntscheidungsträgerInnen, allen voran an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Herrn Dr. Reinhold Mitterlehner, auch in der gegenwärtig budgetär schwierigen Situation, ihrer Verantwortung für die Zukunft dieses Landes und seiner Menschen gerecht zu werden. Finanzieren Sie die Grundlagenforschung in einem Maß, das die internationale Konkurrenzfähigkeit der österreichischen scientific community gewährleistet! Sie können sich sicher sein, dass die Rendite dieser Investition, nicht kurzfristig, aber mittel- und langfristig, eine hohe sein wird. Diese Finanzierung der Grundlagenforschung über den FWF darf aber keinesfalls zu Lasten der Universitätsbudgets erfolgen – das wäre kontraproduktiv.