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Universität Graz Neuigkeiten Feuer und Flamme

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Mittwoch, 19.12.2018

Feuer und Flamme

Helmut Jungwirth ist Österreichs erster und einziger Professor für Wissenschaftskommunikation. Sein Erfolgs-Rezept: Weg von der Präzision hin zur Einfachheit der Dinge. Foto: Uni Graz/Kanizaj ©Kanizaj | 2018

Helmut Jungwirth ist Österreichs erster und einziger Professor für Wissenschaftskommunikation. Sein Erfolgs-Rezept: Weg von der Präzision hin zur Einfachheit der Dinge. Foto: Uni Graz/Kanizaj

Helmut Jungwirth ist Österreichs erster Professor für Wissenschaftskommunikation und ist mit Leib und Seele Science Buster.

Wissenschaft befreit sich aus ihren Zwängen. Forschung versteckt sich nicht mehr hinter dem Vorhang. Sie lässt sich durch innovativen, geschickt eingesetzten Wissenstransfer und digitale Methoden plausibel und nachvollziehbar in die Gesellschaft transportieren.
Die Universität Graz hat die Notwendigkeit, das auch zu tun, früh erkannt und vor genau zehn Jahren die 7. fakultät gegründet. In diesem Zentrum für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation sind Formate wie „Botanik Brunch“ oder „Science&Cinema“ zum Leben erweckt worden und gewachsen. Begeisterung der Massen, eine merkbare Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit wurden erreicht.
Auf dieser Bühne spielen unterschiedliche Typen immer nach demselben Drehbuch, nämlich gesellschaftsrelevante Forschung – und dazu zählt Grundlagenforschung auch – möglichst einfach aufzubereiten und darzustellen. Ein wichtiger Protagonist in dem Stück ist Helmut Jungwirth. Der Molekularbiologe und Professor für Wissenschaftskommunikation hat in seinen Lehrjahren an den Universitäten Graz und Tübingen
jenes Handwerk erlernt, das nötig ist, um Forschungsgeschichten zu erzählen und die Spannung zu halten. „Wir haben Wissenschaftskommunikation institutionialisiert“, erklärt Jungwirth und schickt voraus: Es gibt keine Wissenschaftskomunikation für eine breite Masse, sondern für unterschiedliche Zielgruppen. So sind an der Uni Graz fünf Mitmachlabore enstanden, die ihre Angebote an Kinder, Erwachsene, Kochbegeisterte, HobbygärtnerInnen, WissenschafterInnen und Studierende richten.

 

Die ForscherInnen sind gefordert, auf der Uni-Bühne ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Wie in einem Kriminalroman. Ihr Fleiß wird mit viel Applaus belohnt.
Helmut Jungwirth

 

Eine Methode der Vermittlung ist Storytelling. Es reicht im digitalen Zeitalter, in dem Kinder das Smartphone als Kuscheltierbenutzen, nicht mehr aus, stolz aus Forschungliteratur zu zitieren sowie Publikationslisten und Projektdaten plump anzuführen, wenn man das Auditorium und die LeserInnenschaft begeistern will. „Die ForscherInnen werden immer gefordert, ihre persönliche Geschichte zu ihrem Thema zu erzählen. Ihr Fleiß wird mit viel Applaus belohnt.“ Es sei doch viel interessanter, eine verrückte Story über die Entstehung der Welt zu hören, als einfach nur Zahlen in Powerpoint-Folien präsentiert zu bekommen, sagt der Science Buster.
„Wenn der Titel der Aufführung verrät, um was es geht, hat man die Aufmerksamkeit des Publikums verloren.“ Der Titel soll das Thema nur anreißen, im Rahmen des Vortrages hangelt man sich dann zu den Inhalten  vor. „Und die wichtigste Message immer zum Schluss“, sagt Jungwirth. Vergleichbar mit einem Kriminalroman. Er erkennt vor allem bei NachwuchsforscherInnen das Potenzial für diesen Weg. „Natürlich gibt es auch die ZweiflerInnen unter den KollegInnen, die der Wissenschaftskommunikation, wie wir sie machen, kritisch gegenüberstehen.“ Er habe gelernt, jene zu begeistern, die wirklich etwas verändern wollen, anstatt die Unwilligen zu überreden. Die populäre Vermittlung von Erkenntnissen ist eigentlich ein undankbares Geschäft. Sie ist keine messbare Leistung und wird deshalb auch von vielen belächelt.

 

Natürlich gibt es auch die ZweiflerInnen unter den KollegInnen, die der Wissenschaftskommunikation, wie wir sie machen, kritisch gegenüberstehen.'

 

Um in der Scientific Community etwas zu erreichen, ist man gefordert, viel und in ausgewählten Journalen zu veröffentlichen und in die Reputation als ForscherIn zu investieren. Also braucht man für Wissenschafts-PR ein Quantum an Eigeninitiative und Mut, Neues auszuprobieren, und auch einmal hinzufallen. Helfen kann ein Umdenken der Universitäten, meint der Molekularbiologe: „Es soll für uns möglich sein, über unsere Wissensvermittlung publizieren zu dürfen. Auch das muss dementsprechend honoriert werden.“
Wissenschaftskommunikation ist auch Unterhaltung. Storytelling wird im Stück zur Show. Ein Beispiel: Bei jedem Auftritt der Science Busters werden die ForscherInnen karikiert, quasi vorgeführt. So wird die große  Kluft zwischen ihnen und dem Auditorium überbrückt und geschlossen. „Wir stellen im Kabarett klar: WissenschafterInnen sind ganz normale Menschen. Das Thema wird auf Augenhöhe vermittelt, und das begeistert.“ Und die Liebe zur Wissenschaft kommt durch das Essen: Einfache Dinge wie Laugenstangerl und Erdsuppe aus dem Geschmackslabor werden live zubereitet und können verkostet werden. Sie sind wichtige Requisiten.
Mit Jungwirths Professur hat die Universität Graz die Weichen in die richtige Richtung gestellt. „Wissenschaftskommunikation muss Bestandteil der universitären Lehre sein. Wir sind bereit dafür: Alle Studierende, quer durch die Disziplinen, können unsere Lehrveranstaltungen als Freies Wahlfach besuchen.“

Erstellt von Konstantin Tzivanopoulos

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