Im NS-Regime wurde der Fußballsport in seiner Eigenschaft als Massenspektakel für politische Propaganda genutzt und das Vereinswesen im Sinne der „Volksgemeinschaft“ gleichgeschaltet. Die Reaktionen von Klubs, Funktionären und Spielern waren zwiespältig und variierten zwischen Opportunismus und Widerstand. Der Historiker Dr. Walter Iber hat im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts in Kooperation mit dem Steirischen Fußballverband das Verhalten des Verbandes und seiner bekanntesten Vereine im Dritten Reich aufgearbeitet. Die Ergebnisse sind in Buchform im Leykam Verlag erschienen. Die Publikation wird am 7. April 2016 präsentiert.
„Am Vorabend des ,Anschlusses‘ an Hitlerdeutschland war der steirische Fußball hinter jenem in Wien die zweite Kraft in Österreich. Als Zentren des runden Leders hatten sich Graz und die obersteirische Industrieregion herauskristallisiert“, beschreibt Iber die Situation vor 1938. Der „Anschluss“ bedeutete dann auch für den Fußballsport eine gravierende Zäsur.
Unter dem Titel „Erst der Verein, dann die Partei. Der Steirische Fußball und seine Traditionsklubs im Nationalsozialismus“ beleuchtet der Autor den Fußball nicht nur als sport-, sondern vor allem als sozial- und gesellschaftshistorisches Phänomen, das Raum für politische Instrumentalisierungsversuche bot. Im Fokus stehen dabei unter anderem die Klubs Sturm Graz, der GAK, Kapfenberg und Donawitz sowie das Schicksal des jüdischen Vereins Hakoah Graz.
Walter Iber ist am Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Universität Graz sowie am Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung tätig.
Buchpräsentation
Zeit: Donnerstag, 7. April 2016, 18 Uhr
Ort: Steirischer Fußballverband, DDr. Gerhard Kapl-Saal, Herrgottwiesgasse 134, 8020 Graz
Auf dem Podium:
Walter M. Iber
Wolfgang Bartosch, Präsident des Steirischen Fußballverbands
Wolfgang Hölzl, Geschäftsführer des Leykam Verlags