Gravitationswellen gibt es tatsächlich – diese sensationelle Meldung ging vergangene Woche um den Globus. Albert Einstein sagte sie vor rund 100 Jahren vorher, nun hat eine Kollision zweier Schwarzer Löcher vor 1,3 Milliarden Jahren den Beweis für ihre Existenz geliefert. Topaktuell beschäftigen sich 90 international renommierte PhysikerInnen von 21. bis 26. Februar 2016 im obersteirischen Schladming im Rahmen der der 54. Internationalen Universitätswochen für Theoretische Physik mit genau der Frage, wie das All vermessen werden kann, um den Anfängen von Raum und Zeit auf die Spur zu kommen.
Die Entdeckung der Gravitationswellen erweitert unsere Möglichkeiten zur Beobachtung des Kosmos enorm, bestätigt Univ.-Prof. Dr. Reinhard Alkofer von der Karl-Franzens-Universität Graz: „Diese neuartigen Daten werden Hinweise auf die sogenannte Dunkle Materie und die Dunkle Energie, aus der das Universum zu rund 96 Prozent besteht, geben und damit die Theorie der Elementarteilchen substantiell voranbringen. Gravitationswellen ermöglichen nun erstmals auch eine exakte Berechnung der Häufigkeit und der Distanz von verschmelzenden Schwarzen Löchern und Neutronensternen zu uns.“ Die Zukunft dieses Bereichs der Theoretischen Physik liegt in der der Kombination verschiedener Theorien: „Wenn es uns gelingt, Erkenntnisse aus der Quantengravitation, der Elementarteilchentheorie, der formalen Quantentheorie und der Kosmologie miteinander zu vereinbaren, wird es möglich sein, bislang nicht bekannte Rückschlüsse zu ziehen“, erklärt Alkofer, der Mitglied des Organisationskomittees ist.
In Schladming werden drei Vorträge mit besonderer Spannung erwartet. Der Tscheche Petr Horava von der University of California, der als Student selbst Teilnehmer der Universitätswochen in Schladming gewesen ist, wird seine Ideen zur Vereinheitlichung der Quantenphysik mit Allgemeinen Relativitätstheorie Albert Einsteins erläutern. Die Spanierin Veronica Sanz von der University of Sussex veröffentlichte kurz nach der Auswertung von Experimenten am CERN, die eventuell auf ein weiteres Elementarteilchen hinweisen, eine vielbeachtete Publikation zur Interpretation dieser Messergebnisse, die sie in Schladming darlegen wird. Und der Deutsche Christof Wetterich von der Universität Heidelberg wird die Verwendung der nach ihm benannten Gleichung in der Quantengravitation und der Kosmologie erläutern.
Außerdem hält er am Donnerstag, 25. Februar 2016, einen öffentlichen, kostenlosen Abendvortrag mit dem Titel „Raum, Zeit, Universum: Die Rätsel des ‚Beginns‘“. „Dieser Vortrag wird dem Publikum die faszinierende Physik des frühen Universums näher bringen und die bisherigen Einsichten dazu verständlich erklären“, schildert Alkofer.
Die Universitätswochen werden von der Karl-Franzens-Universität Graz, dem ERC Advanced Grant „Functional Renormalization“, dem Land Steiermark sowie der Stadt Schladming finanziell unterstützt und sind in den universitätsweiten Forschungsschwerpunkt „Modelle und Simulation“ eingebunden.