In der vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung gemeinsam mit dem Institut für Geschichte der Uni Graz durchgeführten Studie wurden Orte in der Südweststeiermark erforscht, die während der NS-Zeit besondere Bedeutung hatten oder durch die Erinnerungs- und Gedenkkultur mit dieser Zeit in Verbindung stehen. Denn der Krieg fand nicht nur anderswo statt, er hinterließ auch vor unseren Haustüren seine Spuren.
Als erstes Ergebnis dieser Forschungsarbeit entstand eine Faltkarte mit einigen regionalen Erinnerungsorten. Eine digitale Version ist auf der Website der ArchaeoRegion Südweststeiermark abrufbar.
„Moderne Zeitgeschichtsforschung muss für die gegenwärtige Gesellschaft von Relevanz sein“, unterstreicht Barbara Stelzl-Marx, Zeithistorikerin an der Uni Graz sowie Leiterin des Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung. „Ein zielführender Weg, um Jugendliche für die Bedeutung historischer Ereignisse und der Erinnerung an diese zu sensibilisieren, ist die Vermittlung der NS-Geschichte anhand ,kontaminierter Orte‘ in ihrer eigenen Umgebung. Das Bewusstsein, dass sich die große Geschichte totalitärer Regime, wie sie in den Lehrbüchern vermittelt wird, auch vor Ort ereignete und entscheidend auf die Lebensrealitäten der Menschen auswirkte, kann zu einem besseren Demokratieverständnis in der Gegenwart beitragen.“
Neuer Praxisleitfaden für Pädagog:innen
Aufbauend auf der Forschungsarbeit ist nun die Publikation „Die Südweststeiermark im NS-Regime. Geschichte. Orte. Erinnerung. Einführung und Praxisleitfaden“ erschienen.
Sie richtet sich an Pädagog:innen, bietet methodische Zugänge, um die Themen der NS-Zeit mit regionalem Bezug im Unterricht zu behandeln. Der Reader versteht sich als Ideengeber und Unterstützung für den Unterricht, in dem zentrale Phänomene der NS-Zeit anhand lokaler Beispiele und konkreter Erinnerungsorte vermittelt werden.
Die Publikation und die ergänzenden Online-Inhalte sind als lokale Ergänzung zu etablierten Vermittlungsplattformen wie erinnern.at, der Digitalen Erinnungslandschaft DERLA oder dem OeAD zu sehen.
Beitrag zur offenen Erinnerungskultur
Das Ziel der Initiative ist es, die regionale Geschichte greifbar zu machen, historische Verantwortung zu fördern und eine reflektierte Erinnerungskultur zu stärken. Der Praxisleitfaden – unterstützt aus den Mitteln des Steiermärkischen Landes- und Regionalentwicklungsgesetzes – wird allen höheren Schulen der Region Südweststeiermark kostenlos in print- und digitaler Form zur Verfügung gestellt. ⇒ mehr erfahren
ORF III: Österreich – die ganze Geschichte
Barbara Stelzl-Marx begleitet zudem gemeinsam mit Hannes Leidinger und Oliver Rathkolb wissenschaftlich die ORF-Dokumentationen zur Geschichte der Zweiten Republik. Die finale und vierte Staffel des Großprojekts „Österreich – die ganze Geschichte“ beleuchtet die Zeit von der Erringung des Staatsvertrags 1955 bis zum EU-Beitritt Österreichs 1995. Seitens der Uni Graz und des LBI Kriegsfolgenforschung kommen zusätzlich Anna Graf-Steiner und Walter Iber zu Wort.
Zu sehen auf ORF III am 28. Dezember, 29. Dezember, 30. Dezember 2025, 3. Jänner sowie 4. Jänner 2026 mit jeweils zwei Folgen um 20:15 Uhr und 21:05 Uhr.