Es summt und schwirrt an der Ecke des Gebäudes Universitätsplatz 2. Hochbetrieb in eineinhalb Metern Höhe. „Wir haben Glück“, sagt Jutta Vollmann und schaut zum Himmel. „Denn wenn Schlechtwetter aufzieht, sind die Bienen angriffslustiger, auch Parfumstoffe in Shampoos und Duschbädern mögen sie nicht.“ Die Biologin kennt die Insekten vom Flügel bis zum Fühler. Jutta Vollmann ist für die Haltung der Honigbienen an der Universität Graz verantwortlich. Sie erzählt:
„Wir halten insgesamt bis zu 100 Völker an zwei Standorten, am Campus und im Botanischen Garten. Die Größe dieser Völker ist unterschiedlich Im Winter hat ein Volk ungefähr zwischen 10.000 und 15.000 Bienen, im Sommer zwischen 30.000 und 35.000. Es gibt jeweils eine Königin, die Masse machen die Arbeiterinnen aus, bis zum August gibt es für die Produktion von Nachkommen männliche Drohnen. Diese werden im Herbst recht unsanft aus dem Stock geworfen. In sogenannten schwarmreichen Jahren muss ich darauf achten, dass unsere Völker nicht abschwärmen. Da hängen die Bienen dann in den benachbarten Bäumen. Da kann es schon passieren, dass ich die Uni-Feuerwehr um Unterstützung bitten muss.
Natürlich produzieren die Bienen auch Honig, in guten Jahren können bis zu 25 Kilo pro Volk zusammenkommen. Doch das steht bei uns nicht im Vordergrund. Wir betreuen die Bienen sowohl für Forschungsprojekte als auch für die Lehre. Ich bereite alles Notwendige für die Versuchsanordnungen vor. Ich arbeite mit den einzelnen Gruppen zusammen, unterstütze sie mit Tipps aus meiner praktischen Erfahrung heraus. Ich selbst habe mich in meiner Diplomarbeit mit dem Temperaturhaushalt der Bienen beschäftigt. Ich habe mir auch vorgenommen, an meiner Dissertation weiterzuarbeiten. Da schaue ich mir an, wie sich negative Einflüsse während der Larvenentwicklung auf die erwachsenen Tiere auswirken. Bienen sind sehr lernfähig und enorm leistungsstark, was sie mit dem kleinen Gehirn alles schaffen, fasziniert mich immer wieder. Sie gehören zu den am besten untersuchten Lebewesen, und trotzdem wissen wir so vieles noch nicht.“
Rund um den Weltbienentag am 20. Mai
- Bienentag #4: Warum können Bienen sich selbst heilen?
- Bienentag #3: Wie künstliche Intelligenz hilft, Bienen zu schützen
- Bienentag #2: Warum sind Honigbiene und Mensch so eng verbunden?
- Bienentag #1: Die Welt fliegt auf Spitzenforschung der Uni Graz