Unruhe bewahren: Monique Schwitter: immer geliebt, Teil 2
Ich habe immer geliebt, und wenn du fragst, was ich mache, auch jetzt: Ich liebe.(Ovid, Remdia amoris. “ego semper amavi, et si, quid faciam, nunc quoque, quaeris, amo”)
Der Mensch scheint vor allem (und trotz allem) ein homo amans zu sein. Obwohl die Liebe ihn wechselweise pflegt und quält, ihm Gutes und Grausames (an)tut, obwohl sie sich nicht nur als Heilmittel gegen Lebensleere, Unlust und Orientierungslosigkeit erweist, sondern im Gegenteil (und das zumeist mit noch viel größerer Wucht) auch als schwere Krankheit, als tiefste Wunde, als unermesslicher Schmerz und nicht enden wollender Quell der Übelkeit, hört der Mensch nicht auf zu lieben. Die Liebesfähigkeit scheint so etwas wie eine (um nicht zu sagen die) wesensimmanente Grundeigenschaft von uns Zweifüßern zu sein. So lange wir atmen, lieben wir.
Stimmt das?
Zwischen Liebeswille und Liebeswahn: Die Liebe ist vielleicht das Schönste und das Grausamste, das uns widerfährt. Sie befähigt ihre Akteure zum Besten und zum Schlimmsten. Was geschah nicht schon alles im Namen der Liebe, aus Liebe?
immer geliebt beleuchtet die verschiedenen Rollen von uns Sterblichen im unsterblichen Spiel der Liebe, sei es als Liebende oder als Geliebte; begibt sich ins Spannungsfeld dieser beiden Möglichkeiten, die selten im perfekten Gleichgewicht sind und eben dadurch immerzu Zündstoff bergen. Ewig und immerwährend an der Liebe ist auch ihr Hervorbringen von immer neuen, oft ähnlichen, aber nie banalen Geschichten. Von der Tragödie bis zum Krimi, von der Romanze bis zur Short Story mit offenem Ausgang: Jede einzelne Liebesgeschichte ist per se ein Ereignis, eine Zumutung, eine Elementarerfahrung, gespeist von der größten Kraft auf Erden. Was wären wir Geschichtenerzähler ohne die Liebe?
In Kooperation mit Akademie Graz.