Die Epoche des Ersten Weltkrieges war im ländlichen Raum Zentral- und Südosteuropas eine von Gefühlen wie Angst, Hoffnung und vorallem innerer Zerrissenheit bewegte Periode.
Denn:
• schon vor dem Ausbruch des Krieges hat sich in der ländlichen Bevölkerung Skepsis gegenüber der Weiterentwicklung des Dasein am Land zu verbreiten begonnen;
• die Jahre des Krieges, den niemand konkret vorhersah, wurden wegen dessen Eskalation nicht überschaubar;
• nach Ende des Krieges forcierten die Umbrüche (Herrschaftswechsel, Systemwechsel, Grenzwechsel, Teuerung, Versorgungsnotstand, Identitätskrisen) massive Veränderungen, die von den Menschen nicht rasch verarbeitet werden konnten.
Das Ziel der Konferenz besteht darin, im Rahmen von Fallbeispielen, drei Aspekte in den Vordergrund zu stellen:
• Die Diversität des Gefühlslebens zwischen in militärischen Diensten Stehenden (Soldaten, Versorgungsorgane, Sanitätsangehörige), und solche, die nicht dazu gehörten (Landleute in Frontabschnitten und im Hinterland);
• Die Rolle von Stimulatoren, die auf das Gefühlsleben der ländlichen Bevölkerung unwillkürlich positiv oder negativ Einfluß nahmen (Offiziere, Politiker, Lehrer, Pfarrer, Sonstige)
• Der Prozess der emotionalen Ökonomie. Damit ist der Umgang mit positiven/negativen Gefühlen gemeint, die je nach Zu- oder Abnahme der Reizüberflutung insbesondere in den Kriegsjahren zusätzlich zu jenen, die es immer gibt, hinzukamen. Viele tiefe Empfindungen mussten verdrängt werden und kamen daher erst wieder zum Vorschein, wenn die Rahmenbedingungen es erlaubten („Stressabbau“).
Die Konferenz steht in Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt „Zwischen Angst und Hoffnung. Ländliche Perspektiven im Zeitalter des Großen Krieges“.