Christiane Rösinger: "Texte vertonen"
Lyrik und Lyrics, Lieder und Leiden.
Schläft ein Lied in allen Dingen“, heißt es bei Eichendorff. So einfach kann das Songschreiben sein, wenn die Lieder in der Luft liegen und es nur zugreifen heißt. Und dann kann es doch wieder ganz schwer sein. Denn ist nicht alles schon – in sämtlichen Formen – gesagt worden?
Wer nichts erfinden kann, muss alles bei sich selbst suchen: in der Kindheit und der Biographie, der muss aus alltäglichen Erlebnissen kleine Gedichte oder Lieder machen – und aus den eigenen kleinen Leiden Verse zimmern und Melodien suchen.
Für den größten Kreativitätschub sorgt seit jeher das Liebesleid. Und dann gibt da ja noch das Leiden an der eigenen Dummheit und der Dummheit der anderen, das Gesellschaftsleid, das Leiden an den Verhältnissen …
Teil 2: Texte vertonen
Das Gedichte-Sprechen ist ja eigentlich selbst schon ein Singen. Und auch beim Songschreiben sind manchmal Text und Melodie gleichzeitig da. Wie aber ist es eigentlich beim Vertonen eines Texts? Dass und wie dies von der Vorlage abhängt, wird in Praxisberichten vorgestellt. Das Vertonen eines ‚Klassikers‘ zeige ich am Beispiel von Heinrich von Kleist berühmter Allegorie „Das gewölbte Tor“.
Eine andere Praxis ist das Schreiben eines Musicals und das Übertragen politischer Inhalte und Diskussionen in Songs. Bei meinem wohnungspolitischen Musical „Stadt unter Einfluß“ konnte auf die Formen des Protestliedes und des Agit-Prop zurückgreifen. Bei „Planet Egalia – Ein feministischer Schwank“ ergaben sich ganz andere Schwierigkeiten. Wie lassen sich vier Romane in einem Singspiel zusammen fassen? Und wie kann man Identitätspolitik und feministische Utopien mit Humor uns Selbstironie und Humor verbinden?
In Kooperation mit Institut für Germanistik der Universität Graz.