Sobald es im Regenwald finster wird, erheben die Männchen der tropischen Laubheuschrecke Mecopoda elongata ihre Gesänge, um paarungswillige Partnerinnen anzulocken. „Sie versammeln sich in Chören und erzeugen in regelmäßigen Abständen synchron Zirplaute“, erklärt Dr. Manfred Hartbauer vom Institut für Zoologie der Uni Graz. Wie wichtig die Kooperation der Konkurrenten im Liebeswerben ist, untersuchte er mit seinen KollegInnen. Die Ergebnisse wurden heute im Fachmagazin Royal Society Open Science publiziert.
Die ForscherInnen konnten beobachten, dass Weibchen genau jene Gesänge bevorzugen, die aus regelmäßigen, im Zwei-Sekunden-Takt produzierten Signalen bestehen. Um attraktiv zu sein, muss daher der Männerchor synchron zirpen, wodurch das Werben deutlich an Lautstärke gewinnt. „Gemeinsam gelingt es den Tieren damit, Weibchen aus größerer Entfernung akustisch anzulocken. Die Paarungschancen für den Einzelnen verbessern sich allerdings nicht“, fasst Hartbauer die Verhaltensversuche zusammen. Um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, müssen die Heuschreckenmännchen leicht aus der Reihe tanzen: Wer seine Lockrufe minimal früher erzeugt als die anderen, wird von den Damen deutlich bevorzugt. Zu sehr aus dem Takt geraten dürfen die Sänger dabei jedoch nicht, sonst ignorieren die Weibchen den gesamten Chor.
Wie die WissenschafterInnen der Uni Graz nun herausfinden konnten, konkurrieren die werbenden Heuschrecken um die zeitliche Abfolge ihrer Zirplaute. Der synchrone Gesang entsteht als Nebenprodukt dieses Wettbewerbs. „In weiteren Forschungen wollen wir klären, warum sich die Männchen in der Natur lieber einer Gruppe anschließen, denn Weibchen begehren auch Solosänger“, so Hartbauer. Für diese Untersuchung spielten die ZoologInnen den Insektendamen aus einer Richtung einen lauten Liebeschor, aus der anderen Richtung leiseres solistisches Zirpen vor. Die Umworbenen fanden beide Gesänge annähernd gleich attraktiv.
Publikation:
M. Hartbauer, L. Haitzinger, M. Kainz, H. Römer: Competition and Cooperation in a synchronous bushcricket chorus
Royal Society Open Science. 2014 1:140167. DOI: 10.1098/rsos. 140167