Der internationale Frauentag fand in Österreich erstmals 1911 als Kampftag um das Frauenwahlrecht, höhere Löhne und Arbeitszeitverkürzung statt. Heute wird jedes Jahr am 8. März der internationale Frauentag begangen. Anlass für die Uni Graz, auch heuer wieder die Situation ihrer Studentinnen, Mitarbeiterinnen und Wissenschafterinnen genauer zu beleuchten.
"Als eine der größten und wichtigsten Arbeitgeberinnen der Steiermark ist es für die Universität Graz vorrangig, Bedingungen zu gewährleisten, unter denen Frauen ihre Potenziale entfalten und ihre Karriere vorantreiben können“, unterstreicht Renate Dworczak, Vizerektorin für Personal, Personalentwicklung und Gleichstellung. „Dazu gehören neben gezielter Gleichstellungspolitik und Frauenförderung auch umfassende Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“
Dr. Barbara Hey, MBA, von der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung bestätigt: "Gleichstellung, Gleichbehandlung und Frauenförderung sind sowohl im Entwicklungsplan als auch in der Leistungsvereinbarung als Teil des Profils der Universität Graz definiert. Ebenso finden sich Ziele und Maßnahmen in den internen Ziel- und Leistungsvereinbarungen der Fakultäten."
Im Jahr 2012 waren 52,4 Prozent der insgesamt 3.778 Beschäftigten der Karl-Franzens-Universität Graz Frauen. Bei den obersten Führungspositionen auf Universitäts- und Fakultätsebene betrug ihr Anteil 45 Prozent, bei Instituts-, Zentrums- und Abteilungsleitungen 28 Prozent.
Zu den Maßnahmen und Angeboten zur Frauenförderung gehört folgende Auswahl:
Flexible Arbeitsmodelle:
Individuelle Arbeitszeitregelungen (zum Beispiel mit Rücksicht auf Betreuungspflichten) sind nach Absprache mit der/dem Vorgesetzten möglich. Auch der Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit, der gleitende Wiedereinstieg oder auch eine verlängerte Karenzierung können individuell vereinbart werden. Das vielfältige Weiterbildungsangebot der Uni Graz steht auch allen karenzierten MitarbeiterInnen offen.
Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses:
An der Karl-Franzens-Universität Graz werden als weitere Maßnahme zur Gleichstellung und Frauenförderung Stipendien zwecks Erhöhung des Frauenanteils, insbesondere unter den DoktoratsabsolventInnen vergeben. Für drei Stipendien-Arten – Härtefonds-Stipendien, Abschluss-Stipendien und Dissertationsstipendien für Frauen – wurden im Jahr 2012 45.000 Euro ausgeschüttet. Der Betrag konnte gegenüber 2011 dank Excellentia-Mitteln um 50 Prozent aufgestockt werden. Die Frauenstipendien 2013 werden heute, am 4. März, verliehen.
Finanzielles Anreizsystem Frauenförderung:
Die Indikatoren dieses Anreizsystems sind Einstiegs- und Aufstiegschancen von Frauen und Männern in den einzelnen Wissenschaftszweigen. Dazu werden Frauenanteile bei StudienanfängerInnen (Dreijahresdurchschnitt), NachwuchswissenschafterInnen und ProfessorInnen/Habilitierten herangezogen. 2012 wurden rückwirkend für das Jahr 2011 Prämien in der Gesamthöhe von 10.000 Euro an folgende Wissenschaftszweige ausbezahlt: Geschichte, Erziehungswissenschaften und Psychologie. Darüber hinaus wurde ein Zertifikat für besondere Leistungen in der Frauenförderung im Nachwuchsbereich an den Wissenschaftszweig Physik verliehen.
Im Forschungsschwerpunkt „Heterogenität und Kohäsion“ gibt es eine Reihe von Anknüpfungspunkten für die Frauen- und Geschlechterforschung, welche auch von den am FSP beteiligten ForscherInnen entsprechend aufgegriffen werden.
"Potenziale":
Die langjährig erfolgreiche universitäten-übergreifende Kooperation mit Karl-Franzens-Universität, TU Graz, der Kunstuniversität Graz und der Med Uni Graz liefert in erster Linie Angebote zur chancengleichheitsorientierten Personalentwicklung. Es zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass für jede Phase einer wissenschaftlichen Laufbahn Angebote mit der Zielsetzung „Steigerung des Frauenanteils in wissenschaftlichen Laufbahnen“ verfügbar sind.
Mentoring-Programm für Wissenschafterinnen:
Zusätzlich wurde 2011/12 das "MentoringPLUS. Begleitetes Mentoring der Universität Graz" mit 20 Teilnehmenden durchgeführt. In diesem Programm können einerseits Jungwissenschafterinnen Orientierung und Unterstützung erhalten, andererseits etablierte WissenschafterInnen ihre Führungskompetenzen erweitern. Im Rahmen des "UNISTART“-Programms für neu eintretendes Personal werden zudem Seminare zum Thema „Universität und Chancengleichheit“ durchgeführt.
Schwerpunktprogramm Work-Life-Balance:
Das Schwerpunktprogramm wird von der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien in Zusammenarbeit mit einem interdisziplinären Projektteam durchgeführt. Darin wird unter Einbeziehung von Betroffenen und Führungskräften ein universitätsspezifisches Konzept von Work-Life-Balance entwickelt. Die Universitätsspezifik besteht darin, dass nicht nur den Themen Kinderbetreuung / Familie / Pflege Raum gegeben wird, sondern auch Bereiche wie Leitbilder, Zeithandeln, Kooperationsformen, Verfügbarkeitserwartungen, Mobilität, Umgang mit Planungsunsicherheit an der Universität bearbeitet werden.
Eigene Organe und Einrichtungen:
Der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen, die Koordinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung sowie ein eigener Gender-Beirat tragen Sorge, dass die im Frauenförderplan der Uni Graz und in Betriebsvereinbarungen festgeschriebenen Ziele auch eingehalten werden.
Auszeichnungen und Ehrungen für die Karl-Franzens-Universität Graz:
• Frauen- und familienfreundlichsten Betrieb der Steiermark in der Kategorie „Öffentliche Unternehmen“ (2007)
• Staatspreis Familienfreundlichster Betrieb Österreichs in der Kategorie „Öffentliche Unternehmen“ (2007)
• Kinderbetreuungspreis für Sommerangebote (2011)
• Zertifikat des neuen Managementinstruments für Bildungseinrichtungen, „Audit hochschuleundfamilie“, für ihre aktive Beteiligung an der Entwicklung von Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie (2011)
• Frauen- und familienfreundlichster Betrieb der Steiermark in der Kategorie „Öffentliche Unternehmen“ (2012)
• Uni Graz wird als „best practice“-Beispiel der Familie & Beruf Management GmbH geführt (seit 2012)
Auszeichnungen und Ehrungen für Wissenschafterinnen der Uni Graz, die für für beondere Leistungen im Bereich Frauen- und Geschlechterforschung vergeben wurden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
• Ao.Univ.-Prof. Dr. Evelyn Höbenreich, Käthe Leichter Preis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt (2012)
• Ass.Prof. Dr. Silvia Ulrich, Käthe Leichter Preis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt (2011) und Gabriele Possanner Staatspreis - Österreichischer Staatspreis für wissenschaftliche Leistungen, die der Geschlechterdemokratie in Österreich förderlich sind (2001).
• Ao.Univ.-Prof. Dr. Margareta Kreimer, Käthe Leichter Preis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt (2007)
• Ao.Univ.-Prof. Dr. Michaela Sohn-Kronthaler, Käthe Leichter Preis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt (2006)
• Ao.Univ.-Prof. Dr. Anita Prettenthaler-Ziegerhofer, Käthe Leichter Preis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt (2005)
Auch zahlreiche, vom Wissenschaftsfonds FWF geförderte Forschungsprojekte werden an der Uni Graz koordiniert, darunter zum Beispiel das Projekt "Geschichte steirischer Frauen" unter der Leitung von Ao.Univ.-Prof. Dr. Anita Prettenthaler-Ziegerhofer und Ao.Univ.-Prof. Dr. Karin Maria Schmidlechner-Lienhart, das die Situation steirischer Arbeitsmigrantinnen nach 1954 in der Schweiz beleuchtet.