Eurasische Platte, Afrikanische Platte, Philippinische Platte: Werden Erinnerungen an den Geografie-Unterricht wach? Erdbeben entstehen oft, wenn diese tektonischen Platten zusammenstoßen und sich eine unter die andere schiebt. Subduktion heißt dieser Prozess in der Fachsprache. „Was dabei genau unter unseren Füßen vor sich geht, wissen wir nicht“, bedauert Marko Bermanec. Außer Gesteinsmassen treten an die Oberfläche und verraten so etwas über diese Vorgänge. Auf der griechischen Insel Siros zum Beispiel ist einst Gestein aus einer Tiefe von bis zu 60 Kilometern nach oben gelangt.
„Wir sehen, dass Flüssigkeiten und Gase durch die Steine geflossen sind“, schildert der Erdwissenschaftler. In seiner Doktorarbeit untersucht er nun, welche Rolle diese Substanzen bei der Bewegung der Platten spielten. „Um auch besser zu verstehen“, ergänzt der Nachwuchsforscher, „wie sich Erdbeben, Vulkanausbrüche und in Folge Tsunamis entwickeln.“
Diesen Fragen geht der gebürtige Kroate unter der Betreuung des Geologen Jesse Walters seit mehr als einem Jahr an der Universität Graz nach. Davor studierte er in Zagreb und Bern. Von dort hat er weitere Forschungsthemen mitgebracht. So widmet er sich ebenfalls den Pegmatiten. Das sind grobkörnigen Gesteine, die wirtschaftlich wichtige Erden und Erze wie Lithium, Niob und Tantal enthalten.
Die Geschichte der Erde
Die Geschichte unseres Planeten begeistert Bermanec ebenso. „Während der Pandemie war keine Feldforschung möglich. Daher habe ich mich mit diesem Thema beschäftigt“, begründet er sein Interesse. Dabei blickt er in das Innerste der Gesteine, um mit Hilfe von Molekülen Hinweise auf die Entwicklung der Erde zu finden. So hat Marko Bermanec an einer internationalen Studie mitgearbeitet, die für großes Echo sorgte. Die Wissenschaftler:innen entdeckten Spuren, wonach es bereits vor 3,33 Milliarden Jahren Leben sowie vor 2,52 Milliarden Jahren Photosynthese gegeben haben dürfte.
Steine säumen den Weg von Marko Bermanec schon seit seiner Kindheit. „Ich habe als Volksschüler begonnen, Mineralien zu sammeln“, erinnert er sich. Heute sammelt er vor allem neue Erkenntnisse, die er auch teilen will. „Denn was nützt mein Wissen, wenn ich es nicht weitergebe“, erklärt er seinen Antrieb für Forschung und Lehre. Das wird Bermanec in den kommenden drei Jahren an der Universität Graz tun. Und in der nahen Umgebung. „Denn die Alpen sind eine riesige und spannende Quelle für unterschiedliche Gesteinsarten und geologische Prozesse.“