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Universität Graz Neuigkeiten Technology Impact Summit: Europas Weg zur Tech-Souveränität

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Freitag, 21.11.2025

Technology Impact Summit: Europas Weg zur Tech-Souveränität

Ein Redner steht auf einer Bühne vor einem großen Bildschirm, der die Worte "Intelligence for all" und ein Logo zeigt. Der Hintergrund des Bildschirms ist in einem Farbverlauf von Lila zu Rosa gestaltet. Das Publikum sitzt in Reihen und hört dem Vortrag zu. Links und rechts der Bühne sind vertikale Banner mit Grafiken und Text angebracht. Die Beleuchtung der Bühne ist hell, während der Zuschauerbereich dunkler ist.

Liquid-AI Gründer Ramin Hasani präsentierte seine KI, die direkt auf Endgeräten läuft. Foto: Uni Graz/Vilgut

Beim Technology Impact Summit 2025 in Graz diskutieren Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, wie Europa durch Künstliche Intelligenz, technologische Souveränität und smarte Kooperationen global wettbewerbsfähig wird. Praxisbeispiele von der Cybersecurity bis zur Raumfahrt zeigten, wo Künstliche Intelligenz bereits heute Wirkung entfaltet.

Unmittelbar nach dem Gipfel zur digitalen Souveränität Europas in Berlin, bei dem die österreichische Deklaration ratifiziert wurde, bringt der zweite Technology Impact Summit als gemeinsame Initiative von Universität Graz, Technische Universität Graz, JOANNEUM RESEARCH und FH JOANNEUM Expert:innen aus Wissenschaft, Technologie, Wirtschaft und Politik in Graz zusammen. Unter dem Titel „KI im Einsatz: Kompetenzen – Anwendungen – Wirkung“ widmen sie sich beim Think Tank Event aktuellen Anwendungsmöglichkeiten und künftigen Strategien, um Europa zum unabhängigen Player im globalen Wettbewerb zu machen. Die Diskussion in der Grazer Seifenfabrik bewegt sich zwischen selbstreflektierender Kritik an der Überregulierung und Chancen, die im Zusammenspiel aus Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Politik entstehen.

Österreichische Deklaration

„Europa ist aufgewacht und dabei, seine Unabhängigkeit zurückzuerlangen. Der kluge Weg führt in eine kooperative Multi-Strategie aus eigener Entwicklungsstärke und verlässlichen Partnerschaften", sagt Digitalisierungsstaatssekretär Alexander Pröll im Eingangsstatement. Sein Team hat in den vergangenen Monaten eine Deklaration zur digitale Souveränität und Resillienz entwickelt, die beim EU-Gipfel in Berlin von allen Unionsstaaten unterzeichnet wurde. Diesem Auftakt folgen konkrete Handlungen für technologische Souveränität, Datenunabhängigkeit und die Stärkung von IT-Fachkräften. Es geht um den Erhalt unserer Demokratie durch ein gemeinsames Verständnis der digitalen Transformation. 

Auch Henna Virkkunen, Exekutiv-Vizepräsidentin für technische Souveränität, Sicherheit und Demokratie in der Europäischen Kommission, schickte eine Grußbotschaft. „Die Geschwindigkeit, mit der Künstliche Intelligenz unser gesamtes Leben verändert, ist atemberaubend. Die Europäische Union entwickelt durch digitale Souveränität neue Stärke und verfolgt eine langfristige Strategie, um alle Wirtschaftssektoren in der technologischen Entwicklung zur globalen Vorreiterrolle zu unterstützen. Investitionen und Rechtssicherheit sind die Leitplanken, die den Weg in die Zukunft gestalten.“

Wissenschaft ist Schrittmacher der digitalen Evolution

Veranstaltet wird der TIS von der Universität Graz, der TU Graz, der FH Joanneum und der Joanneum Research. In der Begrüßung betonte Uni-Graz Rektor Peter Riedler: „Die Stärke der Universitäten liegt in der Vernetzung von Kompetenzen und im Transfer neuer Technologien in die Wirtschaft." TU-Graz Rektor Horst Bischof erinnerte, dass Wissenschaft immer ergebnissoffen sei. "Entscheidend bei neuen Technologien ist die Vertrauenswürdigkeit, die durch einen offenen und transparenten Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft geschaffen wird.“

Heinz Mayer von Joanneum Research erinnerte daran, dass Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen kein Neuland für die österreichische Wissenschaft seien. “Das gebündelte und fundierte Wissen an den heimischen Forschungseinrichtungen ist ein Standortvorteil, von dem Österreich profitiert.” FH-Joanneum Geschäftsführer Martin Payer unterstrich die Bedeutung der praktischen Anwendung: „Mit Künstlicher Intelligenz brechen wir Silos zwischen Theorie und Praxis auf und geben Studentinnen und Studenten neue Möglichkeiten an die Hand.“

Technologie-Souveränität Europas

Mit Rektor Horst Bischof (Technische Universität Graz) diskutieren zur elementaren Frage der digitalen und technologischen Souveränität Europas Karl-Theodor zu Guttenberg (Spitzberg Partners), Taiwan-Expertin Josie-Marie Perkuhn (Universität Trier) und Harald Leitenmüller (Microsoft). Strategische Autonomie schafft nicht nur Unabhängigkeit, sondern schützt Werte und Wertschöpfung. Souveränität wird künftig zu einer Schutzmauer des demokratischen Systems.

Leitenmüller spricht sich für pragmatische Kooperation statt dogmatischer Abschottung aus und sieht die Wahlmöglichkeit zwischen den Qualitäten unterschiedlicher Anbieter als Stärke. Smarte Regulation ist ein Vorteil, um Partner mit einem gleichen Werteverständnis zu bevorzugen. Obwohl er Regulierung als Richtungsweiser befürwortet, vermisst er in der Europäischen Union Geschwindigkeit bei der Umsetzung und mangelnde Anpassungsfähigkeit an technologische Innovation. „Die österreichische Deklaration ist ein erster Schritt der Politik, Verantwortung für digitale Eigenständigkeit zu übernehmen.“

„Wir sind durch eine obsessive Riskovermeidungsmentalität massiv überreguliert und haben panische Angst vor dem Scheitern in Europa“, mahnt zu Guttenberg. Der Unternehmer ist überzeugt davon, das fruchtbare Kooperationen mit Verbündeten nur aus eigener Stärke heraus erfolgen können.  Die Überregulierung verhindert es laut TU-Rektor Bischof, wegweisende Projekte aus der Forschung in die Praxis zu übertragen. Dem digitalen Omnibus kann der Rektor wenig abgewinnen, da er nicht ausreichend Möglichkeiten für Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung schafft. Die gesetzgebenden Gremien in der Europäischen Union bezeichnet er als praxisfern und risikoavers. Perkuhn kritisiert den mangelnden Schutz europäischer Daten nach außen, während der Umgang mit Daten unionsintern durch Überregulierung erschwert wird. Sie fordert mehr internationale Kooperationen und einen praxisnahen Umgang mit Daten.

(Künstliche) Intelligenz für alle: Smarte Ressourcennutzung bringt Wettbewerbsvorteil

Liquid-AI-Gründer Ramin Hasani schafft in seiner Keynote einen neuen Zugang zu Künstlicher Intelligenz und formt eine Einordnung zwischen Komplexität, Risiken, Kosten und Chancen. Der Infrastruktur- und Energiebedarf von Künstlicher Intelligenz konterkarieren die Nachhaltigkeits- und Klimaziele, tragen gleichzeitig jedoch zu Erreichung dieser bei. Die wissenschaftliche Forschung ermöglicht es, gesellschaftlichen Mehrwert aus Technologien zu schöpfen. Regulierungen wie jene der Europäischen Union sind für den Forscher und Unternehmer essenziell, um Fragen des Energieverbrauchs und Datenschutzes zu lösen und die Entwicklung von Technologien zu kontrollieren. 

Hasani verweist auf die enorme Rechenkapazität, die auf einer Vielzahl von Endgeräten und auch in Autos ungenutzt ist. Prozesse in Rechenzentren lösen derzeit noch einen erheblichen Datenverkehr und damit verbundene Kosten aus, die durch smarte Innovationen künftig vermeidbar sind und den Investitionsbedarf reduzieren. „Die effiziente Nutzung bestehender Ressourcen und Architekturen ist fundamental, um den Energiebedarf substanziell zu reduzieren und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit in Einklang mit Klima- und Umweltschutz zu bringen“, fasst Hasani zusammen.

Der wahre Wert der Künstlichen Intelligenz

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis im Silicon Valley das erste Unicorn ohne Mitarbeiter entsteht. Georg Schneider (Universität Graz) spricht von einer Phase der schöpferischen Zerstörung, sieht Effizienzsteigerungen nur, wenn Künstliche Intelligenz in der Robotik und industriellen Produktion Einzug hält. Patrick Wollner (McKinsey & Company) fürchtet, dass sich die Wirtschaft derzeit in ineffizienten Pilotprojekten mit wenig Impact verläuft. Aktuelle Anwendungen bringen laut dem Unternehmensberater noch wenig wirtschaftliche Vorteile und kaum Skalierungseffekte. Er vermisst die große Vision, um Unternehmen durch Technologie strategisch zu entwickeln. Die aktuelle Blase schmälert den wahren Wert der Künstlichen Intelligenz. 

80 Prozent der derzeit umgesetzten KI-Initiativen würde er einstellen, da sie weder messbar sind, noch unternehmerischen Mehrwert bringen. „Große Fortschritte wird es nur mit großen Investitionen geben. Europa hat dringenden Aufholbedarf, um Lösungen mit effektiver Wirkung zu entwickeln. Sonst droht die Gefahr, Imitator zu bleiben und nicht Innovator zu werden“, sagt Schneider. Er verortet zahlreiche Feigenblatt-Projekte, denen es an realen Umsetzungsmöglichkeiten mangelt. Beide Experten warnen davor, Innovation zum Selbstzweck zu machen und den tatsächlichen Nutzen aus den Augen zu verlieren. Während US-amerikanische Big-Tech-Firmen in ihrer Gewinnorientierung einer übergeordneten Strategie folgen, verlieren sich europäische Unternehmer in Kleinteiligkeit. „Es braucht harte Faktoren und Messbarkeit, um nicht die Orientierung in der technologischen Entwicklung zu verlieren. Der konkrete Business Case muss das Ziel für den Einsatz Künstlicher Intelligenz sein: Technologie und wirtschaftliches Denken müssen zusammengeführt werden“, betont Wollner.

Künstliche Intelligenz in der Praxis: Von der Richtlinie zur Fähigkeit

Der Trend, Komplexität vor dem Verbraucher zu verstecken, reduziert die Anwenderkompetenz und das Verständnis für Technologien. Neben Medien- braucht es auch Technologiekompetenz für einen gleichermaßen verantwortungsvollen wie vertrauenswürdigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Sie verändert alle Lebensbereiche und auch die Art des Lernens. Der intuitive Umgang mit Technologien erfordert solides Basiswissen. „User müssen in der Lage sein wohl informierte Entscheidungen in einem komplexen Umfeld zu treffen“, fordert Andreas Windisch (JOANNEUM RESEARCH). „Motiviertes Lernen erfolgt nicht durch Paragrafen und Überregulierung, sondern durch Freiräume, Fehlerkultur und Exploration.“

Aktuell nutzt mehr als die Hälfte der Gesellschaft Künstliche Intelligenz nicht bewusst und aktiv, wodurch die Auseinandersetzung mit dem Thema noch nicht die erforderliche Breite erreicht hat. Es mangelt an Berührungspunkten mit Deep Tech und Grundverständnis für Technologien für eine kritische Betrachtung: Berührungsängste und Skepsis überwiegen vor Tech-Enthusiasmus. „Menschen lernen voneinander in Netzwerken. Es braucht rechtliche und regulatorische Leitplanken sowie vertrauenswürdige Vorbilder und Multiplikatoren, um den Prozess in die richtige Richtung zu lenken“, entgegnet Petia Niederländer (Oesterreichische Nationalbank). „Der öffentlichen Verwaltung kommt eine hohe Bedeutung zu, um Vertrauen in neue Technologien zu entwickeln.“

Paradigmenwechsel durch Transformation

Organisationen werden sich in drei Stufen entwickeln, wobei die KI-befähigte Unternehmung den Beginn darstellt. KI-integrierte Firmen und KI-First-Organisationen stellen die Zukunft dar. Aktuell nutzen Mitarbeiter Künstliche Intelligenz, um Aufgaben schneller und effizienter zu erledigen, wobei die Tools (Artificial Narrow Intelligence) vordefinierte Aufgaben ausführen. Im nächsten Schritt wird Künstliche Intelligenz so tief in den Unternehmensprozessen verankert, dass sie untrennbar wird (Artificial General Intelligence). Sie wird zum Teammitglied, während der Mensch zum Prozessgestalter und Feedbackgeber für die Maschine wird. In der letzten Stufe wird Artificial Super Intelligence das Unternehmen aktiv mitgestalten und die Rolle des Menschen wird zum ethischen Rahmengestalter. So lautet die Prognose von Change-Experten Michael Timmermann (Timmermann). Der Faktor Mensch wird in einer automatisierten und digitalisierten Welt durch den emotionalen Aspekt an Bedeutung gewinnen.

Der Einzug von Künstlicher Intelligenz wird den funktionalen Aufbau von Unternehmen zugunsten crossfunktionaler Teams verändern. Andreas Zehetner (Timmermann) prophezeit eine neue Kultur durch die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Firmen werden neue Plätze im Ökosystem finden müssen, um Wertschöpfung zu generieren. „Aktuell versuchen Unternehmen, Probleme mit Künstlicher Intelligenz zu lösen, die nicht durch Künstliche Intelligenz lösbar sind“, stellt Zehetner fest.

Timmermann spricht von einer neuen Führungskultur, die kombinierte Teams aus Menschen und Künstlicher Intelligenz führt. Die Steuerung der Mensch-Maschine-Kooperation wird zur zentralen Aufgabe. Bildlich gesprochen entwickelt sich die Künstliche Intelligenz vom Praktikanten zum Senior-Berater, während sich die Rolle des Menschen zur Ethikinstanz weiterentwickelt.

Die Veränderung der Gesellschaft gestalten – und nicht nur überleben

Vom „Janus-Moment“ in der Geschichte der Menschheit spricht Elisabeth L’Orange (Deloitte) aufgrund der enormen Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung. Der exponentiellen Entwicklung der Technologie kann die menschliche Kognition kaum mehr folgen.

Die große Gefahr in der wachsenden Kompetenz der Künstlichen Intelligenz sieht die Tech-Podcasterin im Abbau menschlicher Fähigkeiten, wenn sich der Mensch zu sehr auf die Maschine verlässt. Seit der Einführung von sozialen Medien rund um das Jahr 2010 findet ein kognitiver Verfall statt mit erheblichen Auswirkungen auf Fähigkeiten in Lesen, Schreiben und Rechnen. Zeitgleich wachsen durch Künstliche Intelligenz die kognitiven Herausforderungen. Der permanente Umgang mit Algorithmen hat nachhaltige Auswirkungen auf die Struktur des Gehirns und lässt Dopamin zur neuen Währung werden. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz steigert zwar die Produktivität, senkt aber Motivation und Arbeitseifer.

Zukunftsweisende Praxisbeispiele im Fokus beim Technology Impact Summit 2025

Mit seinem Nachmittagsprogramm adressierte der Technology Impact Summit 2025 nicht nur die großen Fragen, sondern lieferte zudem konkrete Impulse für Transformation, Wirkung und Handlung – perfekt für Führungskräfte, Technologie-Enthusiasten und Transformationsmanager, die nicht nur reden, sondern gestalten wollen. „Künstliche Intelligenz entfaltet ihren größten Wert dort, wo sie den Menschen stärkt: indem sie Komplexität reduziert, Entscheidungen fundiert unterstützt und Raum für echte Innovationskraft schafft. Die Beiträge am Technology Impact Summit machen bewusst, dass Künstliche Intelligenz längst keine Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits heute entscheidende Impulse für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft liefert“, so Markus Fallenböck, Vizerektor der Universität Graz und Mitinitiator des Technology Impact Summit.

Von der Theorie in die Praxis mit sieben Use Cases aus dem DACH-Raum

ACP zeigte eindrucksvoll, wie Künstliche Intelligenz und menschliche Expertise gemeinsam den Inside-Sales im technischen Großhandel revolutionieren. Ausgangspunkt war eine alltägliche Herausforderung: unstrukturierte, telefonische und oft zeitkritische Kundenanfragen sowie verstreute Daten und ein wachsender Skill-Gap im Nachwuchs.

„Wir haben versucht, KI und HI – Human Intelligence – in die Zusammenarbeit zu bringen“, betonte Alexander Liebl, Director Business Consulting bei ACP. Das neue System kombiniert AI-Voice-Agenten für Routineanfragen und Call-Routing mit einem HI-Voice-Agenten, der KI-gestützt agiert. In mehreren Entwicklungsstufen – vom Foundation Sprint bis zur skalierbaren Produktreife – entstand eine Lösung, die kontinuierlich selbst dazulernt. „KI ist der neue Akteur in der intelligenten Zusammenarbeit. Nur wer Daten und Prozesse intelligent miteinander verbindet, schafft ein Arbeitsumfeld mit wirkungsvoller Collaboration von Human Intelligence und Artificial Intelligence“, fasst Liebl zusammen.

CANCOM präsentierte eine KI-Lösung, die das betriebliche Dokumentenmanagement nachhaltig verändert. Kunden litten bisher unter Doppelanlagen, fehlenden Zuordnungen und einer enormen Varianz an Rechnungsformaten – ein Problem, das klassische Regelwerke überforderte. „Das große Problem unserer Kunden: Es ist zu Doppelanlagen und fehlenden Zuordnungen gekommen“, erklärte Jürgen Altenriederer, Technical Consultant bei CANCOM. KI-basierte Extraktion, semantisches Verständnis durch Large Language Models und eine klar fokussierte User Experience sorgten schließlich für eine Automatisierung von 84 Prozent, drastisch verkürzte Durchlaufzeiten und deutlich verbesserte Datenqualität. „KI ersetzt keine Menschen – sie braucht Menschen, die Veränderung gestalten“, betonte Altenriederer. Der Mehrwert zeige sich im ROI: Effizienz, Nachvollziehbarkeit und Compliance aus einer Hand.

Die FH JOANNEUM zeigte, wie KI den Bereich Cybersecurity stärkt, ohne menschliche Expertise zu ersetzen. Im Projekt „KI & Industrial Penetration Testing“ unterstützt die Technologie dabei, Schwachstellen in industriellen Systemen zu identifizieren, indem sie Standardaufgaben sowie monotone „boring tasks“ übernimmt. Gleichzeitig bleiben sensible Daten und der Mangel an Testsystemen eine Herausforderung:

„Es gibt kaum Testsysteme, daher muss man vorsichtig sein“, betonte FH-Professor Klaus Gebeshuber. Sein Fazit blieb klar: „KI & Industrial Penetration Testing hat massiv Potenzial, auf menschliche Mitarbeit ist jedoch nicht zu verzichten.“

Östererreichische Post Business Solutions adressierte ein Problem, das Unternehmen Millionen kostet: die manuelle Verarbeitung von Dokumenten. Ein deutscher Industriebetrieb bearbeitet jährlich rund 500.000 Dokumente – bei sechs Euro pro Dokument ergibt das Kosten von etwa drei Millionen Euro. Mit DAiTA – Document AI Transformation and Automation – werden Inhalte automatisiert erkannt, extrahiert und verarbeitet; von einfachen Regeln bis hin zu LLM-gestützten semantischen Analysen. „Wir eliminieren das Geschäftsrisiko falscher Eingangsdaten“, erklärte Bereichsleiter und Geschäftsführer George Wallner. Skalierbare Verarbeitung – egal ob eine oder 20.000 Seiten pro Stunde – sowie qualitätssichernde Maßnahmen („Human in the loop“) sichern höchste Präzision. Die Use Cases reichten bis zur HR-Abteilung, wo die KI-Bewerbungsunterlagen auf Vollständigkeit prüft. „Kaskadierende Logiken schaffen Effizienz und Wirtschaftlichkeit“, so Wallner.

Die Raiffeisen-Landesbank Steiermark stellte ein simulationsbasiertes Prognosemodell vor, das strategische Entscheidungen datenbasiert unterstützt. Das Ziel: besser verstehen, wie sich Kundenanzahl, Produktausstattung und Nachfrage in Zukunft entwickeln – im Kontext gesellschaftlicher Trends und unter Berücksichtigung der eigenen Maßnahmen. „KI wird oft überschätzt – Technik allein löst keine Grundsatzprobleme“, betonte Florian Brugger, Abteilungsleiter im Bereich Softwareentwicklung, Data Science, Automatisierung, Business Intelligence und künstliche Intelligenz. Daher setzte das Team auf die sorgfältige Integration relevanter Datenquellen, Machine-Learning-Modelle für Prognosen und Simulationen sowie ergänzende Use Cases zu Distanzverhalten, Produktinteressen oder Marketingmaßnahmen. Das Modell bildet die Grundlage für Standortentscheidungen, zielgerichteten Vertrieb und strategische Planung.

VTU und Leftshift One zeigten eine Lösung, die internes Expertenwissen in großen Industrieunternehmen nutzbar macht. Die Herausforderung: Wissen existiert zwar, ist aber schwer zugänglich. Die KI dient als intelligenter Assistent, der Dokumente durchsucht, Informationen extrahiert und Antworten in natürlicher Sprache liefert. „KI ist kein Trend, KI ersetzt unser Denken nicht, sie macht Wissen nutzbar“, erklärte Patrick Ratheiser, Gründer von Leftshift One. Karin Kaltseis, Director Quality Management in der VTU Group, betonte, wie entscheidend menschliches Training für das Finetuning war: „Zwischen dem ersten Output und da, wo wir jetzt sind – da liegen Welten.“ Grundlage sei vor allem eine saubere Dokumentation, die Qualität, Sicherheit und Compliance gewährleistet.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt präsentierte KI-Anwendungen in einem der anspruchsvollsten Felder überhaupt: der Raumfahrt. Dort sind Sicherheit und Fehlertoleranz zentral. Die KI lernt mittels Reinforcement Learning auf Basis digitaler Zwillinge, um autonome Steuerungen für Raketentriebwerke zu entwickeln. „KI in sicherheitskritischen Anwendungen: große Herausforderungen, großes Potenzial“, erklärte Kai Dresia, Forscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Zwei Integrationslevel wurden getestet: Zunächst erzeugt KI eine Steuersequenz mit 15.000 Kommandos, die von Menschen überwacht wird; später arbeitet KI als „in-the-loop“-Agent, der aktiv auf Störungen reagieren kann. Der Ansatz zeigt, wie autonome Systeme langfristig Missionen sicherer und effizienter machen können.

Über den Technology Impact Summit

Der Technology Impact Summit ist eine gemeinsame Initiative von Universität Graz, Technische Universität Graz, JOANNEUM RESEARCH und FH JOANNEUM. Die Think-Tank-Veranstaltung bietet eine einzigartige Plattform, auf der die neuesten Entwicklungen und Trends eingehend diskutiert und reflektiert werden und baut Brücken zwischen Wissenschaft, Technologie und Anwendung. Hohe Prägnanz wird durch Diskussionen in Form von Oxford-Style Debates, Präsentationen von Use Cases in Form von „Lightning-Talks“ oder der „Impact Gallery“ gewährleistet. Der Technology Impact Summit 2025 wird unterstützt von ACP, AVL List, Austria Wirtschaftsservice, Bankenverband, Bearing Point, brutkasten, Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung, Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus, CANCOM, Die Presse, Die 7. Fakultät, Gady Family, Grazer Wechselseitige, IDea_Lab, Industriellenvereinigung Steiermark, Kleine Zeitung, Land Steiermark, Leftshift One, LexisNexis, Microsoft, Nortal, NTS, PostBusiness Solutions, Raiffeisen Landesbank Steiermark, RTR, Steiermärkische Sparkasse, Steirische Tourismus und Standortmarketing GmbH, Studo, TCM, Timmermann, Wirtschaftskammer Steiermark, Zoom und 4Events. Weitere Informationen auf ti-summit.com

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