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Universität Graz Neuigkeiten Sozialverhalten

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Dienstag, 10.11.2015

Sozialverhalten

Früher Verlust der Mutter beeinträchtigt Schimpansen ein Leben lang, bestätigt eine Untersuchung von Wiener und Grazer ZoologInnen. Foto: Uni Wien/Massen

Früher Verlust der Mutter beeinträchtigt Schimpansen ein Leben lang, bestätigt eine Untersuchung von Wiener und Grazer ZoologInnen. Foto: Uni Wien/Massen

Früher Verlust der Mutter beeinträchtigt Schimpansen ein Leben lang

Verwaiste Schimpansen, die in ihrer frühen Kindheit aus Afrika importiert wurden, haben noch als Erwachsene Defizite im Sozialverhalten. Bislang waren langfristige Auswirkungen frühkindlicher traumatischer Erfahrungen auf das Sozialverhalten lediglich bei Menschen und bei langjährig sozial isolierten Laborschimpansen bekannt. Eine österreichisch-niederländische ForscherInnengruppe um Elfriede Kalcher-Sommersguter und Jorg Massen publiziert dazu aktuell in der Fachzeitschrift "Scientific Reports".

Zwischen 1950 und 1980 wurden tausende wild lebende Schimpansen-Kinder in Westafrika nach Europa, Japan und die USA exportiert, wo die Schimpansen vor allem in der biomedizinischen Forschung eingesetzt wurden. Aber auch die Gründerpopulationen vieler Zoos bestehen aus Schimpansen, die zuvor in freier Wildbahn gelebt hatten.

Die WissenschafterInnen wiesen nach, dass Schimpansen, die innerhalb der ersten beiden Lebensjahre von ihren Müttern getrennt wurden, noch Jahrzehnte später in ihrem sozialen Fellpflegeverhalten eingeschränkt waren – und zwar selbst dann, wenn sie bereits Jahrzehnte in sozialen Gruppen gelebt hatten. Soziale Fellpflege spielt eine wichtige Rolle für den Aufbau und Erhalt sozialer Beziehungen innerhalb von Schimpansen-Gruppen. "Die verwaisten Schimpansen hatten weniger Partner, denen sie das Fell pflegten und waren auch weniger aktiv im Vergleich zu Schimpansen, die mit ihren Müttern aufwuchsen", sagt Elfriede Kalcher-Sommersguter von der Universität Graz.
 
Diese Defizite in der sozialen Fellpflege zeigten sich nicht nur bei Schimpansen-Waisen, die jahrzehntelang in einem biomedizinischen Labor einzeln gehalten wurden, bevor man sie resozialisierte, sondern auch bei jenen Individuen, die nach der Trennung von ihren Müttern in sozialen Gruppen in Zoos gelebt hatten. "Der Verlust der Mutter in früher Kindheit wirkt sich auch bei Schimpansen gravierend auf spätere Sozialbeziehungen aus: Selbst Schimpansen, die bereits seit rund 40 Jahren in einer Gruppe lebten, zeigten diese Defizite", so Jorg Massen von der Universität Wien.

Erstellt von Alexandra Frey & Andreas Schweiger

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