Wie beeinflusste der „Große Krieg“ den Alltag und das Leben der Menschen? Wie schrieb sich der Krieg im Erscheinungsbild einer Stadt fest? Was erinnert heute noch daran? Diese und andere Fragen versucht die Ausstellung "Die Steiermark und der 'Große Krieg'" zu beantworten. Sie verknüpft Regionalgeschichte mit Weltpolitik und bricht diese Katastrophe auf die Steiermark herunter. Die KuratorInnen Helmut Konrad und Nicole-Melanie goll vom Institut für Geschichte der Uni Graz machen anhand von mehr als 200 Objekten und unzähligen Fotos die Auswirkungen vor Ort sowie die große Entwicklung im Regionalen nachvollziehbar.
Der Erste Weltkrieg griff tiefgehend in die Politik, die Ökonomie, die Kultur sowie in das Leben der Menschen ein und hatte weitreichende Folgen. Die Auswirkungen waren auch in jenen Regionen sicht- und spürbar, die nicht unmittelbar von den Kampfhandlungen erfasst worden waren. Im „Hinterland“ wurden alle Bedürfnisse jenen der Front untergeordnet. "Erstmals in der Geschichte wurden die Menschen daheim auch in den Krieg gezogen. Sie mussten selbst auf alle Annehmlichkeiten verzichten und für die Soldaten sammeln", berichtet Konrad.
Doch Hunger und Mangelwirtschaft machten die Bewältigung des Alltags nicht einfach. Dem Kronland Steiermark kam dabei besondere Bedeutung zu: als Region, die stark von den nationalistischen Gegensätzen geprägt war, als „Raum der k.u.k. Armee“, als Garnisons-, Aufmarsch- und Rekrutierungsgebiet, als militärischer Transit- und Versorgungsraum der Isonzofront, aber auch als „sicherer“ Raum für jene Soldaten, die in Lazaretten, Rekonvaleszenz und Genesungsheimen wieder kampftüchtig gemacht werden sollten. Die Steiermark war aber auch ein „Lagerland“, das Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Ethnien verwahrte und wegsperrte.
"Wir wollen in der Ausstellung auch persönliche Geschichten erzählen. Wir kennen jeden in der Gefallenen aus der Steiermark mit Namen", ergänzt Goll. Eines der wetvollsten Exponate ist das steirische Totenbuch aus dem Staatsarchiv, das auf 414 Seiten alle 28.000 Kriegsopfer auflistet.
Die Schau ist im Museum im Palais bis 5. Juli 2015 zu besichtigen.