Obsoleszenz beschreibt die rasche Alterung von Produkten. Die Gründe dafür liegen oft bei den KonsumentInnen selbst, die Produkte rascher austauschen, als es deren Funktionalität vorgibt – zum Beispiel Kleidung aus modischen Gründen. Vielfach aber werden Produkte auch obsolet, weil es keine passenden Zubehörteile mehr gibt oder Software nicht auf- oder abwärts kompatibel ist. Schließlich gibt es die in den letzten Jahren stark beachtete geplante Obsoleszenz, bei der vermutet wird, dass die Produkthersteller in ihre Produkte absichtlich „Soll-Bruchstellen“ eingebaut werden. Obwohl sich das schwer nachweisen lässt, wurde in Frankreich sogar unlängst ein Gesetz erlassen, das den geplanten Verschleiß unter Strafe stellt.
Zu dem Thema Produkt-Obsoleszenz fand am 26. Jänner 2016 die Podiumsdiskussion „Schnell kaufen und schnell wegwerfen“ im Meerscheinschlössl, statt, die sich mit den Ursachen, Folgen und Vermeidung des Phänomens beschäftigte. Organisiert hatten die Veranstaltung Dr. Sebastian Nessel, MA, vom Institut für Soziologie, Josef Schöggl MSc. und Dr. Ulrike Gelbmann, beide Institut für Systemwissenschaften, Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung. Unter der Leitung von Ulrike Gelbmann diskutierten drei profunde KennerInnen der Materie, die das Problem aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten:
Nina Tröger, Soziologin von der Arbeiterkammer Wien, stellt in ihrem Einleitungsstatement die Studie der AK Wien zum Thema Obsoleszenz vor. Demnach haben tauschen die ÖsterreicherInnen etwa Handys rascher aus als ihre Lieblingsjeans, doch sie haben weniger eine Wegwerf- als eine „Horte-daheim“ Kultur: Noch funktionierende Dinge werden zwar ersetzt, doch die alten Geräte verschwindet daheim in einer Schublade oder auf dem Dachboden.
Matthias Neitsch, Geschäftsführer des Österreichischen Re-Use und Repair Netzwerks Repanet, sieht in der Obsoleszenz in erster Linie einen Systemfehler: Niemand „wolle“ die Obsoleszenz. Wenn man ein neues T-Shirt kaufe, dann nicht, damit das alte nutzlos werde. Obsoleszenz „passiert“ einfach – sie ist ein Nebenprodukt unseres Systems, das auf intensiven Konsum setze. Regelungen wie in Frankreich, das den Einbau von „Sollbruchstellen“ unter Strafe stelle, sieht er als Signal an die HerstellerInnen, aber weniger als Versuch, tatsächlich zu bestrafen. Denn geplante Obsoleszenz lässt sich nur sehr schwer nachweisen.
Gerald Schmid, Firma Saubermacher Dienstleistungs GmbH und Geschäftsführer Redux Batterierecycling, meinte, dass die Abfallwirtschaft von geplanter Obsoleszenz, anders als oft behauptet, kaum oder gar nicht profitiere, da die davon betroffenen Mengen einen verschwindend geringen Anteil am Gesamtabfall hätten. Im Gegensteil: Gerade die Obsoleszenz von Elektronikprodukten mit eingebauten Akkus, die immer wieder einmal explodieren können, stelle die abfallwirtschaftlichen Aktivitäten vor große Probleme.
120 BesucherInnen verfolgten die Beiträge der DiskutantInnen und stellten auch viele punktgenaue Fragen zum Thema. Zum Abschluss zogen die drei DiskutantInnen ein positives Resümee: Man könne der Obsoleszenz durch Eigeninitiative und eigenverantwortliches Handeln gut begegnen.