Die Klimaforscher Gottfried Kirchengast und Stefan Schleicher vom Wegener Center der Uni Graz haben auf Basis der bis Oktober 2025 verfügbaren Daten, unter anderem für Erdgas und Erdölprodukte, eine Prognose der österreichischen Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2025 erstellt. „Unseren Berechnungen zufolge wird der Ausstoß, gemessen in Tonnen CO2-Äquivalent, heuer um etwa 2,5 Prozent höher als im Vorjahr sein. Das entspricht einer Zunahme von 1,7 Millionen Tonnen und macht die 2024 gegenüber 2023 erzielte Reduktion wieder zunichte“, berichtet Kirchengast. Die geschätzte Unsicherheit der Vorhersage liegt bei plus/minus zwei Prozent.
„Ursachen für den Anstieg sind primär das nachlassende Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien und beim Abbau von Verkehrsemissionen sowie witterungsbedingt etwas kühlere Wintermonate mit mehr Heizgradtagen, die den Erdgasverbrauch zusätzlich erhöhen“, erklärt der Forscher und ergänzt: „Besonders besorgniserregend ist das Ergebnis zu den Flugverkehrsemissionen Österreichs, die wir mitberechnet haben. Sie sind 2025 auf über sechs Millionen Tonnen CO2-Äquivalent angestiegen. Diese Menge entspricht mittlerweile einem Drittel der Emissionen des gesamten Verkehrssektors am Boden.“
Die aktuelle Entwicklung bedeutet das Ende eines hoffnungsvollen Trends: Seit 2021 waren die Emissionen stetig gesunken. „Der Klimaschutz in Österreich ist ins Stocken geraten, obwohl die Forschung klar zeigt, dass durch diese Verschleppung Milliardenkosten und hohe Schäden entstehen. Ein echter Weckruf für die Regierung“, sieht Kirchengast dringenden politischen Handlungsbedarf.
Details zur Prognose der Treibhausgas-Emissionen 2025 in Österreich
Temperaturanstieg lässt sich nur durch drastische Emissionsreduktion bremsen
Die globale Erwärmung liegt bereits sehr nahe am 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimaabkommens. „Unsere Prognose auf Basis der weltweiten Daten bis November 2025 zeigt einen Temperaturanstieg von 1,48 °C im langfristigen Mittel“, sagt Kirchengast, der diese Vorhersage gemeinsam mit seinem Dissertanten Moritz Pichler am Wegener Center erstellt hat. Hauptverantwortlich für die rasante Erwärmung sind die nach wie vor hohen Treibhausgasemissionen. „Nur eine drastische Reduktion des Ausstoßes kann diese bedrohliche Entwicklung bremsen. Gleichzeitig birgt das große Chancen für eine zukunftsfähige Wirtschaft“, betont der Forscher die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Neuorientierung. „Wir brauchen ein aktives Klimaschutz-Management auf allen Ebenen. Das reicht von gesetzlich verankerten Rahmenzielen über entsprechende Vorgaben und Anreize für Unternehmen bis hin zu einem klimafreundlichen Lebensstil in unserem eigenen, persönlichen Bereich“, so Kirchengast.
Webportal zu Treibhausgas-Emissionen und Klimawandel
Aktuelle Infos zur Entwicklung von Treibhausgas-Emissionen, Temperatur und weiteren wichtigen Indikatoren für den Klimawandel bereitet das Team um Gottfried Kirchengast laufend im öffentlich zugänglichen Webportal „Graz Climate Change Indicators – ClimateTracer“ auf. Es bietet zuverlässige Informationen für Österreich, Europa und die gesamte Welt ab 1960 sowie Zukunftsszenarien bis 2050, die sich an den Pariser Klimazielen orientieren.
Alle diese Forschungen sind Teil des Profilbereichs Climate Change Graz der Universität Graz.
Weitere Links zum Webportal ClimateTracer
Daten zu Österreichs Treibhausgas-Emissionen
Daten zur globalen Erwärmung