„Professor für Humangeographie unter Berücksichtigung der Fachdidaktik“ ist der etwas sperrige Titel von Ulrich Ermann. Der gebürtige Deutsche aus dem Nürnberger Raum lehrt seit Mai 2012 am Institut für Geographie und Raumforschung. Zuvor hatte Ermann am Institut für Länderkunde in Leipzig – „einem Leibniz-Institut und der einzigen außeruniversitären Forschungseinrichtung für Geographie in Deutschland“, so der Forscher – sowie als Gastdozent an der Universität in Sofia tätig.
Ein wichtiges Thema seiner Forschungen bildet die Regionalität von Lebensmitteln. Seit er den Ruf nach Graz angenommen hat, ist er wieder verstärkt in diesem Bereich tätig. Ermann beschäftigt sich in seiner Arbeit mit den Fragen wie z. B. „Woher kommen die Milch und der Kaffee eigentlich, wer verdient daran, welche Umweltfolgen sind damit verbunden?“ Dieser Themenkomplex interessiert den jungen Professor bereits seit seiner Dissertation 2005. „Gerade am Standort Graz ist das ein ergiebiges Forschungsthema“, betont Ermann. Bei einer großen internationalen Konferenz auf Schloss Seggau im September dieses Jahres werden internationale Gäste mit regionalen ExpertInnen an einem Tisch sitzen und die zwei großen Themen Ernährung und Region in Einklang bringen.
Das Forschungsgebiet des Deutschen, in dessen Rahmen diese Fragen behandelt werden, ist die „Wirtschaftsgeographie“. „Ich untersuche ökonomische Phänomene, also die Verhältnisse zwischen Wirtschaft und Raum, aus einer sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive.“ Innerhalb der Wirtschaftsgeographie hat sich der Wissenschaftler auf Fragen des Konsums spezialisiert: „Üblicherweise wird das Wirtschaftsleben erklärt, indem man sich Unternehmen anschaut, vielleicht auch die Wirtschaftspolitik. Dass aber die KonsumentInnen hier auch eine ganz gewichtige Rolle spielen, wird außer Acht gelassen“, sagt Ermann. In den letzten Jahren erforschte der Geograph auch Modemärkte in Bulgarien: „Südosteuropa ist meine regionaler Schwerpunkt in Forschung und Lehre – im Juli geht es mit Grazer Studierenden auf Exkursion nach Bulgarien und in die Türkei“ – passend natürlich zum Südosteuropa-Schwerpunkt seiner neuen Wirkungsstätte, der Karl-Franzens-Universität Graz.