Mehr juristischer Alltag im Jus-Studium an der Karl-Franzens-Universität Graz – diesem Ziel tragen derzeit vier neu geschaffene Praxisprofessuren an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Rechnung. Durch die Einbindung von arrivierten ExpertInnen, die im juristischen Berufsleben stehen, werden Lehre und Forschung ergänzt. Die mehr als 4.500 Studierenden profitieren von der praktischen Erfahrung der anerkannten Persönlichkeiten.
„Die AbsolventInnen haben die Anregung geliefert, neben der wichtigen Vermittlung von Grundlagen und Methodenkompetenz einen verstärkten Praxisbezug, der moderne Rechts- und Lebensbereiche umfasst, in die Ausbildung einzubringen“, verweist Univ.-Prof. Dr. Joseph Marko, Dekan der Rechtswissenschaftlichen (REWI) Fakultät, auf das Ergebnis einer Studie. Die Umfrage hatte unter anderem die berufliche Situation am Arbeitsmarkt während und nach dem Studium beleuchtet.
Die REWI-Fakultät entschloss sich daher, zum einen ein fachspezifisch betreutes Praktikum einzurichten, zum anderen hervorragende PraktikerInnen in die universitäre Lehre und Forschung einzubinden. Da diese Persönlichkeiten weiterhin in der Praxis tätig bleiben sollen, sind diese Stellen als auf fünf Jahre befristete Teilzeitprofessuren konzipiert. „Fachlich sollen an den jeweiligen Instituten Gebiete abgedeckt werden, die nicht vornehmlich Schwerpunkte der KollegInnen an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sind, so dass das Ausbildungsangebot auch in inhaltlicher Hinsicht erweitert wird“, beschreibt Marko die Symbiose aus wissenschaftlichem Anspruch und praxisnaher Gestaltung des Studiums.
Weitere Praxisprofessuren mit einem Beschäftigungsausmaß in der Höhe von bis zu 25 Prozent sind bis Ende 2016 geplant. Am Institut für Strafrecht hat den Ruf auf eine solche Professur Dr. Thomas Mühlbacher, Leiter der Staatsanwaltschaft Graz, bereits im Sommersemester 2014 angenommen. Mit Beginn dieses Wintersemesters wurden weitere Praxisprofessuren besetzt: Am Institut für Europarecht hat die Tätigkeit Ges. Mag. Dr. iur. Andreas J. Kumin (D.I.A.P., ENA), Leiter der Abteilung I.4 (Europarecht) des Völkerrechtsbüros im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, am Institut für Zivilgerichtliches Verfahren RA Dr. Christian Aschauer, ausgewiesener Experte im Schiedsrecht bei Rechtsanwälte Andreas Reiner & Partners und am Institut für Völkerrecht Botschafter Dr. Helmut Tichy, Leiter des Völkerrechtsbüros im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, aufgenommen.
Weitere Praxisprofessuren sollen zum Beispiel an den Instituten für Öffentliches Recht und Finanzrecht eingerichtet werden.
Rektorin Univ.-Prof. Dr. Christa Neuper beurteilt das Konzept positiv: „An der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät wird dieses Modell bereits seit einigen Jahren erfolgreich praktiziert. Anerkannte Persönlichkeiten aus der Wirtschaft bereichern die Perspektive der Studierenden und ForscherInnen.“
Dienstag, 14.10.2014