Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft fand sich am 11. Jänner 2013 in der Aula der Uni Graz ein, um Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner zu seinem 60. Geburtstag zu gratulieren. Als eine „Ikone der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät“ bezeichnete Dekan Wolf Rauch den international angesehenen Historiker, Leiter des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Uni Graz sowie des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung. Karner gilt als einer der renommiertesten Kenner der Zeitgeschichte Österreichs, Europas und der Sowjetunion und als engagierter Vermittler zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Nach der Begrüßung durch Vizerektor Peter Riedler und weiteren Grußworten von Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder und Dekan Helmut Konrad hielt Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel den Festvortrag, in dem er eine Lanze für die Europäische Union brach und die Bedeutung der EU für Sicherheit, Stabilität und Frieden in der Zukunft unterstrich.
Die Laudatio hielt Em.O.Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, langjähriger Leiter des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte und Freund Stefan Karners. Er ließ Stationen und Meilensteine der wissenschaftlichen Karriere des Jubilars Revue passieren, mit kleinen Abstechern ins Private – so etwa über den Ikonenmaler Stefan Karner oder den Stern in der Andromeda, der den Namen des gebürtigen Kärntners trägt.
Einen Schwerpunkt in Stefan Karners Forschungen bilden Fragen zur Kriegsgefangenschaft in und nach dem zweiten Weltkrieg sowie zu den österreichisch-sowjetischen Beziehungen nach 1945. Als erster westlicher Wissenschafter hat der Historiker vor zwanzig Jahren im sowjetischen Sonderarchiv des Ministerrates in Moskau mit der Aufarbeitung der Schicksale von 136.000 österreichischen, 34.000 deutschen, 35.000 französischen, tausenden luxemburgischen und 20.000 italienischen und Südtiroler Kriegsgefangenen begonnen. Seither konnten tausende Schicksale geklärt werden.
Karner erfasste auch die nach Russland verbrachten hunderten österreichischen Archivbestände, darunter die Akten der Israelitischen Kultusgemeinden Wien und Graz, die derzeit von Russland wieder an Österreich zurückgegeben werden. Zuletzt leitete der Historiker Projekte zur Lokalisierung der Grablagen von über 60.000 Sowjettoten in Österreich sowie das internationale Projekt zum Wiener Gipfel 1961 zwischen Kennedy und Chruschtschow.
Stefan Karner, geboren 1952 in St. Jakob bei Völkermarkt, studierte an der Karl-Franzens-Universität Geschichte und Russisch. 1985 habilitierte er sich an der Uni Graz für Neueste Wirtschafts- und Sozialgeschichte und für Österreichische Zeitgeschichte. Von 2004 bis 2006 leitete er das Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Uni Graz, nach der Emeritierung von Gerald Schöpfer hat er kürzlich neuerlich die Leitung übernommen. Seit 2004 ist er Leiter des Medienlehrgangs der Karl-Franzens-Universität Graz. 1993 übernahm Karner die Leitung des neu gegründeten Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung Graz-Wien-Klagenfurt. Im Sommersemester 2011 lehrte der Historiker als Gastprofessor an der Harvard University in Cambridge/USA. 2005/06 war Karner Moderator der „Konsensgruppe Kärnten“ zur Lösung der Kärntner Ortstafelfrage.
Zu den zahlreichen Auszeichnungen, mit denen Stefan Karner bereits geehrt wurde, zählen – neben anderen – das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse (1996), das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (2005), der Österreichische Verfassungspreis (2008), der „Civis Europaeus“ des Europa-Parlaments (2009), das Große Ehrenzeichen der Republik Österreich (2010) sowie der „Europäische Bürgerpreis“ des Europaparlaments (2010) und das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2011). 1995 war der Historiker „Österreichischer Wissenschafter des Jahres“.