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Universität Graz Neuigkeiten Neue Daten zum Bienensterben

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Dienstag, 02.06.2015

Neue Daten zum Bienensterben

Die Überwinterungsverluste von Bienenvölkern haben ForscherInnen der Uni Graz erhoben. Foto: istock/rawinphoto

Die Überwinterungsverluste von Bienenvölkern haben ForscherInnen der Uni Graz erhoben. Foto: istock/rawinphoto

Erhöhte Verluste von Bienenvölkern im Winter 2014/15 in Österreich – große regionale Unterschiede

Das Projekt "Zukunft Biene" (2014–2017) hat die Erforschung der Bienengesundheit in Österreich und den Einfluss der Landnutzung, der Imkerei und der Witterungsverhältnisse auf Völker- und Bienenverluste zum Ziel.

Zoologen der Universität Graz präsentieren die Ergebnisse der Überwinterungsverluste, die im Rahmen der jährlichen Erhebung von 1259 Imkereien gemeldet wurden, die insgesamt 22882 Bienenvölker betreut hatten. Die Verlustrate von Bienenvölkern betrug im Winter 2014/15  28,5% (mit einem Vertrauensbereich von 27,1-30,0 %). „Unsere Ergebnisse sind valid, beruhen auf etwa 5 % der österreichischen Bienenvölker, und sind vergleichbar mit Verlustraten anderer mitteleuropäischer Länder“, so Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Karl Crailsheim. Für die genaue Risikoanalyse werden die österreichischen Datensätze wie bereits in den Vorjahren gemeinsam mit Datensätzen aus anderen europäischen Ländern statistisch ausgewertet und zu einem späteren Zeitpunkt publiziert.

Ein gewisser Prozentsatz der Winterverluste von Bienenvölkern in Österreich ist als normal anzusehen. Diese Völker werden üblicherweise im Laufe des Jahres wieder aufgebaut. Insgesamt ist die Anzahl der Bienenvölker in Österreich seit Jahren weitgehend stabil. „Man muss Bienenverluste im Herbst und Winter grundsätzlich von jenen im Frühjahr und Sommer unterscheiden“, betont Josef Stich, Obmann der Biene Österreich. Völkerverluste im Winter sind in einem bestimmten Rahmen natürlich, weil eine harte Selektion auf ein Bienenvolk einwirkt. Kommen dann noch für Insekten extrem schlechte Witterungsbedingungen hinzu, wie das durchgehend seit dem Winter 2013/2014 der Fall war, können jedenfalls erhöhte Überwinterungsverluste eintreten. Diese ungünstigen Witterungsbedingungen hatten 2014 die niedrigste Honigernte seit über 30 Jahren zur Folge. „Sie erschwerte außerdem maßgeblich die Bekämpfung der Varroa-Milbe und den Aufbau ausreichend starker Überwinterungskolonien, was zu erhöhten Überwinterungsverlusten 2014/15 beigetragen hat“, so Stich.Das Institut für Zoologie und das Wegener Center der Universität Graz werden den Einfluss der Witterung auf die Wintermortalität der Bienenvölker in einer separaten Publikation beleuchten.

Die Abteilung Bienenkunde und Bienenschutz der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES untersuchte Bienenschäden mit Vergiftungsverdacht. Alle österreichischen ImkerInnen konnten Vergiftungsverdachtsfälle an die AGES melden, bei Winterverlusten mit Vergiftungsverdacht wurden zudem Bienen-Gesundheitsuntersuchungen durchgeführt. Die Teilnahme an diesem Untersuchungsprogramm war für die betroffenen ImkerInnen kostenfrei möglich. „Acht der untersuchten gemeldeten Fälle von Vergiftungsverdacht betrafen die Überwinterungsperiode 2013/2014 und 25 Fälle die Periode vom Frühjahr bis zum Sommer 2014. Anders als in den Vorjahren ist die nachgewiesene Exposition der Bienen mit den Pflanzenschutzmitteln Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam weggefallen, was auf das Teilverbot für bestimmte Neonicotinoide zurückgeführt werden kann. Für Fipronil und Fipronilsulfon konnte in Einzelfällen eine Exposition im Spurenbereich nachgewiesen werden, deren Herkunft bisher nicht geklärt werden konnte", so Dr. Rudolf Moosbeckhofer von der AGES.
Im Rahmen des von Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Biene Österreich und den Bundesländern finanzierten Projektes „Zukunft Biene“ sind für die diesjährige Saison sowie die darauffolgende Überwinterungsperiode Probenahmen an 200 über Österreich verteilten Bienenständen geplant. Ziel ist es, den Varroabefall vor der Haupt- und Restentmilbung zu erfassen und Informationen zum Vorkommen der wichtigsten Bienenkrankheiten zu erhalten, sowie auf diesen Bienenständen die Überwinterungsverluste exakt zu ermitteln. Daran anschließend erfolgen bei einem Teil der entnommenen Proben Untersuchungen auf Krankheitserreger und Rückstände, um nachträglich mögliche Zusammenhänge mit aufgetretenen Winterverlusten zu untersuchen.

Zahl der Bienenvölker in Österreich (Quelle: Biene Österreich)

Jahr    ImkerInnen    Völker
201024.451367.583
2011    24.490368.183
2012    25.099376.485
2013    25.492382.638
2014    25.277376.121


Wintersterblichkeit von Honigbienen 2014/15: (Stand: 2.6.2015)

Verlustrate % (95% Vertrauensbereich)Teilnehmende
Imkereien
Betreute Bienenvölker
Österreich    28,5 (27,1-30,0)1259    22882
Burgenland    40,4 (33,5-47,6)661149
Kärnten    30,6 (27,0-34,5)192    3792
Niederösterreich    27,8 (25,2-30,6)362    6638
Oberösterreich    25,2 (21,6-29,2)170    2886
Salzburg    34,8 (28,4-41,9)64    1338
Steiermark    22,5 (19,4-25,8)170    4040
Tirol    26,7 (21,6-32,4)97    1826
Vorarlberg    28,0 (22,3-34,4)68    715
Wien    52,6 (44,9-60,2)70    498

  
Wintersterblichkeit von Honigbienen in Österreich seit 2007/08:

Jahr    Verlustrate (%)
2007/0813,3
2008/099,3
2009/1014,7
2010/1116,4
2011/1225,9
2012/1317,3
2013/1412,8
2014/1528,5

Diese Untersuchung wurde nach Standards der internationalen non-profit Vereinigung COLOSS (Prevention of honey bee colony losses, www.coloss.org) durchgeführt.

Weiterführende Informationen:
www.Zukunft-Biene.at
www.Bienenstand.at

Erstellt von Karl Crailsheim, Robert Brodschneider, Rudolf Moosbeckhofer & Dagmar Eklaude

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