Das Feld der „Sound Studies“ in der Amerikanistik analysiert Klänge und Geräusche verschiedener Art aus kulturwissenschaftlicher Perspektive, das heißt, es befasst sich mit deren kulturellen, sozialen und politischen Bedeutungen und Funktionen. In diesem Zusammenhang betont der Begriff "soundscape" (eine Wortzusammensetzung aus "sound" und "landscape") die Bedeutung des Hörens innerhalb einer räumlichen Umgebung. Das Hören wird - durch die Hervorhebung des Visuellen - häufig vernachlässigt, als wichtiger Sinn lässt es aber Rückschlüsse auf individuelle Wahrnehmungen zu und kann auch zur Beeinflussung von RezipientInnen genutzt werden.
Von der kulturellen Bedeutung afrikanischer Musik im Jamaika des 17. Jahrhunderts bis zum Klang der rauen, weiblichen Stimme in Horrorfilmen reichte die Palette der wissenschaftlichen Themen, welche die Tagung „Soundscapes and Sonic Cultures in America“ von 6. bis 8. November 2015 an der Uni Graz untersuchte. Die 42. Jahrestagung der Austrian Association for American Studies richtete ihren Fokus auf die kulturelle Bedeutung akustischer Phänomene vielfältiger Art. Sie eröffnete damit neue Perspektiven auf die sogenannten "Sound Studies", ein mittlerweile etabliertes, interdisziplinäres, aber noch immer unterrepräsentiertes Forschungsfeld. Veranstaltet wurde das Symposium vom Institut für Amerikanistik der Universität Graz in Kooperation mit dem Centre for Intermedialty Studies in Graz (CIMIG).
In den Keynotes der drei international renommierten HauptrednerInnen aus den USA und den Niederlanden sowie in den zwölf Workshops wurden die Wechselbeziehungen zwischen Klang, Mensch, Raum und Repräsentation in kulturelle, soziale, ökonomische und historische Zusammenhänge gestellt. Die große thematische Bandbreite der 39 Vorträge reichte von analogen zu digitalen Klanglandschaften, von musikalischen zu literarischen Repräsentationen und vom ohrenbetäubenden Lärm einer Rockband bis zu bedeutungsvollem Schweigen in Filmen und Romanen. Die Tagung, die unter anderem von der U.S.-amerikansichen Botschaft, dem Land Steiermark und der AVL Cultural Foundation gesponsert wurde, bot 90 TeilnehmerInnen aus sieben Ländern, darunter zahlreiche NachwuchswissenschafterInnen, Gelegenheit zum intensiven Dialog.
Die Abendveranstaltung im Forum Stadtpark wurde musikalisch von "Elektrichka", einer Gruppe des Instituts für Elektronische Musik der Kunstuniversität Graz, das dieses Jahr sein 50. Gründungsjubiläum feiert, gestaltet. In diesem Rahmen konnten sich WissenschafterInnen mit KlangkünstlerInnen und einem breiten öffentlichen Publikum austauschen.