Am 14. Februar, am Valentinstag, wird in vielen Teilen der Welt die Sprache der Liebe wieder ganz groß geschrieben. Dann wird unter Verliebten viel Zärtlichkeit ausgetauscht. In einem Proseminar an der Karl-Franzens-Universität Graz steht das ganze Sommersemester 2013 im Zeichen von „Schatzerl“, „Herzerl“ & Co: Ass.-Prof. Dr. Rudolf Muhr, Leiter der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch und Sprachwissenschafter an der Uni Graz, widmet sich diesmal in seiner Lehre dem spannenden Thema „Die Sprache der Liebe und der Nähe: Kosenamen und anderes im Vergleich“. Dabei versucht er mit Unterstützung von Studierenden erstmals den emotionellen Wortschatz im Österreichischen Deutsch empirisch zu erfassen.
„Wir suchen nach Kosenamen, die Menschen füreinander, aber auch für Tiere vergeben“, erklärt Muhr und betont: „Denn die Datenlage im Österreichischen Deutsch ist unzureichend. Die Studierenden werden dafür im persönlichen Bereich recherchieren; müssen Verwandte – Großeltern, Eltern, Tanten und Onkel – anonym befragen und die Ergebnisse aufbereiten. Diese sollen dann in einer Publikation zum Österreichischen Deutsch zur Verfügung stehen.
Dreiländervergleich
Der Wissenschafter möchte im Rahmen der Untersuchung besonders auf die Unterschiede zwischen den drei deutschsprachigen Ländern Österreich, Deutschland und der Schweiz eingehen. „Regional unterscheiden sich Kosenamen enorm“, hält Muhr fest und unterstreicht: „In Deutschland gibt es sehr viele Formen, wie etwa Schweinchen oder Herzchen, die hierzulande seltsam wirken.“ Typisch für österreichische Liebesworte sind Wörter mit der Endung „-erl“: „Herzerl, Schatzerl Butzerl“, erklärt der Linguist. Die Studierenden sollen auch stereotype Vorstellungen aus der Gesellschaft genauer unter die Lupe nehmen. „Mäuschen kann auch negativ behaftet sein: unscheinbar und harmlos“, führt Muhr aus.
Auch psychoanalytische Ansätze will der Sprachwissenschafter erkunden. Eine falsch verwendete Intimsprache sei oftmals die Quelle für Beziehungsstörungen; die Ursachen liegen tief in der Psyche versteckt. „Wie empfindet man, wenn man für zwei unterschiedliche Menschen ein und denselben Kosenamen vergibt?“, fragt Muhr. So soll auch die Rolle von emotioneller Sprache in zwischenmenschlichen Beziehungen in der Gesellschaft im Seminar ein Thema sein.
Rückfragen:
Prof. Dr. Rudolf Muhr
Leiter der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch
Karl-Franzens-Universität Graz
Tel.: + 43 (316) 380 8176
E-Mail: rudolf.muhr(at)uni-graz.at
Internet: http://www.oedeutsch.at
Montag, 11.02.2013