Die Wiege des Christentums ist geprägt von drei Weltreligionen, verwoben in einen politischen Konflikt um Land. Die Religionswissenschafterin Ulrike Bechmann hat Konzepte und Praktiken der Ökumene in der Stadt mit der zahlenmäßig größten lokalen Akkumulation von christlichen Kirchen und Gemeinschaften untersucht. In Interviews geben AkteurInnen traditioneller wie neuer Einrichtungen und Vereinigungen erstmals eine Innensicht auf das, was für sie jeweils Ökumene bedeutet. Das Ergebnis: Gegen allen Anschein gibt es eine große Pluralität von ökumenischen Ereignissen und Haltungen. Reibungsloses Miteinander existiert neben unüberwindbaren Gräben. Die Weltkirchen verfolgen in Jerusalem mitunter auch politische Interessen, der territoriale Konflikt ist mit religiösen Spannungen untrennbar verwoben. Die betroffenen Gläubigen haben aber Wege gefunden, mit den Differenzen umzugehen, die sich nicht zwanghaft überbrücken lassen. „Mit der Vielfalt können die Menschen seit Jahrhunderten leben und werden das auch in Zukunft tun. Eine von außen forcierte Form von Ökumene, die auf den lokalen Kontext keine Rücksicht nimmt, führt nicht weiter“, folgert Bechmann aus ihren Forschungen.
Ein ausführlicher Bericht zum Projekt „(In) Jerusalem ökumenisch denken. Die Heilige Stadt als Topos ökumenisch-theologischer Reflexion“ findet sich in der aktuellen Ausgabe der UNIZEIT.
Mittwoch, 21.12.2016