Mit sauber hat das nichts zu tun. Gelder aus „schmutzigen“ Geschäften werden in den legalen Finanzkreislauf gesteckt, die Herkunft etwa aus Drogen oder Prostitution so verschleiert. Dem will die neue Anti-Geldwäsche-Behörde der Europäischen Union, die in Frankfurt am Main angesiedelt wird, den Kampf ansagen. „Der nächste Schritt gegen das System vorzugehen“, bestätigt Andrea Schertler. Allzu große Hoffnungen zerstreut die Professorin am Institut für Banken und Finanzierung: „Denn Geldwäscher:innen schlafen nicht und passen sich an.“ Doch auch die Rolle der Banken ist nicht immer astrein, wie die Wissenschaftlerin im – von der Österreichischen Nationalbank geförderten – Projekt „Infractions of Anti-Money-Laundering Rules in Banks: The Disciplinary Role of Stakeholders” erhoben hat.
Reaktion auf Fehlverhalten
150 Banken weltweit hat Andrea Schertler gemeinsam mit Kolleg:innen von der niederländischen Universität Groningen untersucht, um mögliche Schwächen der internen Kontrolle aufzuzeigen. Bei 93 wurden Verstöße gegen Geldwäsche-Auflagen gefunden. Es handle sich nicht immer um eine bewusst gesetzte Tat, räumt die Forscherin ein: „Denn die Vorgänge sind oft enorm komplex und man muss diese erkennen.“ Eindeutiger sei es aber schon, wenn mit russischen Oligarchen Geschäfte gemacht werden. Überrascht stellte Schertler fest, dass insgesamt die involvierten Stakeholder, also Anteilseigner, Kund:innen oder Mitbewerber:innen, „eher moderat“ auf Fehlverhalten reagierten. Die Stakeholder europäischer Banken reagieren dabei besonders auf Untersuchungen von Geldwäscheverdachtsfällen in den globalen Finanzzentren, wie etwa New York oder Singapore. Diese Reaktion kann man, so Schertler, gut vor dem Hintergrund verstehen, dass in Kontinentaleuropa, wo im Unterschied zu den USA ein bankenbasiertes System vorherrscht, Verschwiegenheit ein zentrales Element darstellt.
Gesellschaftliches Phänomen
Generell hält Andrea Schertler Geldwäsche für ein gesellschaftliches Problem, wenn „jede:r schaut, was sich finanziell rausholen lässt“. Auch die soziale Ungleichheit verschärfe die Situation der Geldwäsche. „Wenn es den Menschen nicht gut geht, gewinnen traditionelle Clans mehr Macht“, erklärt die Expertin.
So schaffe die künftige EU-Behörde zwar weitere Möglichkeiten, das Phänomen zu bekämpfen – aber: „Es ist ein bisschen wie in der Fabel vom Hasen und vom Igel“, vergleicht Schertler, „der Hase kann noch so schnell rennen, er wird immer den Igel bereits am Ziel antreffen.“