Insgesamt 120.000 Euro vergaben am 24. Oktober 2012 die Steiermärkische Sparkasse und der Universitätsrat an fünf junge ForscherInnen der Uni Graz. Die einzigartige Fördersumme in Form von Stipendien wurde den NachwuchswissenschafterInnen in der Aula der Karl-Franzens-Universität feierlich überreicht.
Die fünf DissertantInnen erhalten dank der Stipendien die Möglichkeit, ihre herausragenden Arbeiten ohne finanzielle Sorgen fortführen zu können. Die entstehenden Doktorarbeiten bezeugen die große Vielfalt an Forschungsthemen der Uni Graz: Die Themen reichen von der Bestimmung von Schadpilzen des Holunders über die Förderung der Chancen von MigrantInnenkindern bis hin zur geschlechtersoziologischen Untersuchung des Ingenieurwesens in Österreich.
Nachwuchsförderung im Fokus
„Die Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist der Universität ein zentrales Anliegen. Sowohl die Steiermärkische Sparkasse als auch der Universitätsrat sind dafür verlässliche PartnerInnen“, freut sich Rektorin Christa Neuper über die Initiative.
Steiermärkische Sparkasse unterstützt vier DoktorandInnen
Seit mittlerweile sieben Jahren fördert die Steiermärkische Sparkasse junge ForscherInnen der Uni Graz. Vier DissertantInnen werden heuer unterstützt, dafür wurden insgesamt 96.000 Euro bereitgestellt. Dr. Friedrich Santner, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Verwaltungssparkasse, überreichte die Stipendien: „Seit ihrer Gründung hat die Sparkasse stets ein Auge auf das Gemeinwohl. Die Steiermärkische Sparkasse schafft damit einen Mehrwert für die Gesellschaft, der in Zeiten immer knapper werdender öffentlicher Budgets aus der gesellschaftlichen Entwicklung nicht mehr wegzudenken ist. Die Stipendien sind ein Beitrag dafür, die Bildung zu unterstützen.“
Universitätsrat fördert Doktoratsstudentin
Der Universitätsrat der Uni Graz füllte den Fonds mit insgesamt 24.000 Euro, damit wird ein Stipendium für zwei Jahre finanziert. Mitglieder des Universitätsrats stellen dazu ihre Vergütung zur Verfügung. Dr. Werner Tessmar-Pfohl, Vorsitzender des Universitätsrates, unterstreicht: „Forschen heißt gestalten. Mit dem Stipendium wollen wir hochqualifiziertem Nachwuchs Spitzenforschung ermöglichen.“
Die PreisträgerInnen
Die PreisträgerInnen der Steiermärkischen Sparkasse erhalten jeweils ein Stipendium in der Höhe von 24.000 Euro:
- Mag. Thomas Leitner
- Marlies Schütz, Bakk. MA
- DI Hildrun Walter
- Mag. Theresa Zifko, MA
Das Stipendium des Universitätsrats in der Höhe von 24.000 Euro geht an Mag. Bianca Prietl, Bakk.Bakk. MA
PreisträgerInnen Steiermärkische Sparkasse
Mag. Theresa Zifko, MA, Doktoratsstudium der Philosophie
Wem gehört das Objekt? Eine Diskussion über museale Sammlungen und (trans-) nationale Identität: Wenn aufgrund des Zerfalls von Territorien sich Objekte – konkret archäologische Fundstücke – „im falschen Museum“ oder auch „im falschen Land“ befinden, so wird die Frage nach ihrer Zugehörigkeit aktuell. Im Rahmen der Dissertation wird gefragt, wem diese Objekte gehören, wie es um ihre Zugänglichkeit steht und inwiefern manche dieser Objekte „identitätsstiftend“ sein können. Die Dissertation soll dazu dienen, den Umgang mit musealen Artefakten in den Gebieten des ehemaligen Habsburger-Reiches nach 1918 abzubilden. Unterlasse bzw. geäußerte damalige sowie gegenwärtige Ansprüche auf Objekte bzw. Sammlungen sollen beleuchtet werden. Ziel der Dissertation ist, das österreichische Fallbeispiel in die internationale museologische Debatte um den Umgang mit Objekten einzubringen. Als Vergleichsbeispiel dienen die archäologische Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien und der Umgang dieses Hauses mit seinen Sammlungen.
DI Hildrun Walter, Doktoratsstudium der Naturwissenschaften
Molekularbiologische Bestimmung der Schadpilze des Holunders: Die Steiermark ist der größte Holunderproduzent in Europa. Dabei treten in den Holunderanlagen zwei Pilzkrankheiten auf, die Doldenwelke und die Fruchtfäule, die zu hohen Ertragsverlusten führen. Problematisch ist, dass die Erreger häufig schon in der Pflanze leben, bevor dies von außen sichtbar ist. Ziel der Arbeit ist es, diese Pilze über eine spezielle Region des Erbmaterials zu charakterisieren und diese Information für die Entwicklung eines molekularbiologischen Diagnoseverfahrens zu nutzen, welches die schnelle und präzise Bestimmung der auftretenden Schadpilze in den Anlagen ermöglicht.
Mag. Thomas Leitner, Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften
Rechtliche Möglichkeiten der Förderung der sozio-ökonomischen Partizipation von Migrantenkindern in Österreich: Das Forschungsprojekt adressiert Formen der Benachteiligungen mit denen Migrantenkinder in Österreich konfrontiert sind und die ihre Lebenschancen wesentlich beschränken. Es wird erforscht, inwieweit das österreichische Gleichheitsrecht, also sowohl Antidiskriminierungsrecht als auch positive Maßnahmen, diesen Problemen bereits begegnet und inwieweit es dazu, in der jetzigen Form, in der Lage ist. Insbesondere werden der Zusammenhang und die Wechselbeziehungen zwischen Gleichheitsrecht und der Inklusion von Migrantenkindern ins Schulsystem, sowie ihrer Partizipation am Arbeitsmarkt erforscht.
Marlies Schütz, Bakk. MA, Doktoratsstudium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Diffusion processes in economic systems: Technischer Fortschritt erweist sich als essentiell für die Entwicklung von Gesellschaften und das dynamische Verhalten ökonomischer Systeme. In diesem Projekt wird die Diffusion von neuen Technologien zunächst aus historischer Perspektive beleuchtet. Anschließend gilt es, neue Instrumentarien im Bereich der Evolutions- und der Institutionenökonomik für die Analyse von technischem Fortschritt zu entwickeln sowie die Auswirkungen technischen Fortschritts auf das dynamische Verhalten von Ökonomien mittels geeigneter Modellierungen zu untersuchen.
Preisträgerin Universitätsrat
Mag. Bianca Prietl, Bakk.Bakk.MA, Doktoratsstudium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Vergeschlechtlichte Praktiken der Grenzziehung zwischen „Technik“ und „Sozialem“ in der Heterogenität des Ingenieurwesens. Eine geschlechtersoziologische Untersuchung österreichischer Ingenieurkulturen.
Angesichts eines seit Jahren konstatierten Ingenieurmangels sowie der vielseitig beklagten, ungleichen Geschlechterrepräsentation im Ingenieurbereich, wird das Berufsbild Ingenieur in letzter Zeit immer wieder in Frage gestellt. Daran knüpfen die Forschungsfragen an: Wie stellen sich unterschiedliche Fachkulturen im Ingenieurbereich, erstens, in Hinblick auf den Dualismus von ‚Technik‘ und ‚Sozialem‘ und, zweitens, in Hinblick auf ihre Vergeschlechtlichungen unter gegenwärtigen Bedingungen sich wandelnder Männlichkeitskonzepte einerseits und veränderter industrieller Arbeitsanforderungen andererseits dar? Methodisch soll im Rahmen eines qualitativen Untersuchungsdesigns eine ethnographische Forschungsstrategie, bestehend aus Leitfadeninterviews mit IngenieurwissenschaftlerInnen einerseits und industriellen Führungskräften andererseits sowie Feldbeobachtungen des Berufs- und Forschungsalltages in ausgewählten Fachgebieten, verfolgt werden. Der Fachvergleich soll klassisch-traditionelle Gebiete wie Mechanik oder Automobiltechnik mit jüngeren-innovativen Gebieten wie Ökologie- und Umwelttechnik kontrastieren.