März 2020: Plötzliche Leere in den Hörsälen, den Bibliotheken und an den Arbeitsplätzen der Uni Graz. Das Corona-Virus hat auch Österreichs Hochschulen erreicht. Wie die kommenden Monate aussehen werden, wie sich der universitäre Ablauf verändern wird, ist damals noch ungewiss. Genauso wie die Antworten auf viele neue Fragen: Wie gefährlich ist das Virus wirklich? Welche Folgen haben die Maßnahmen in der Pandemie auf Studium und Arbeitsplatz? Kehren wir bald wieder in ein gewohntes Leben zurück?
März 2021: Viele Fragen bleiben noch immer unbeantwortet. Eine neue „Normalität“ hat Einkehr gehalten. Wie hat die Pandemie den Alltag der Studierenden und MitarbeiterInnen der Uni Graz in dieser Zeit verändert? Was ist ihre Erkenntnis aus dem letzten Jahr? Und wie blicken sie in die Zukunft?
Persönliche Einblicke
„Vor allem Termine waren vor der Pandemie einfacher abzuhalten“, erzählt Rektor Martin Polaschek. „Jetzt sieht man seine GesprächspartnerInnen in Briefmarkengröße am Bildschirm – da ist mir eine Sitzung in Präsenz oder ein kurzes, persönliches Gespräch am Gang viel lieber.“ Doch die neue Arbeitsrealität brachte nicht nur Nachteile: „Ich war sehr positiv überrascht, so wie auch meine Familie, wie gut wir trotz des ständigen nebeneinander Arbeitens auf engem Raum miteinander ausgekommen sind. Wir genießen die Zeit, die uns die gemeinsame Arbeit zu Hause geschenkt hat.“
Kurzclip: Rektor Martin Polaschek berichtet über neue Tätigkeiten und Arbeitsabläufe im Homeoffice.
Wie schwer sich die gemeinsame Zeit zu Hause manchmal managen lässt, weiß Molekularbiologin Monika Oberer: „Viele Berufstätige mit Kindern wissen, wie herausfordernd die Kombination aus Homeschooling und Homeoffice sein kann.“ Manchmal reicht die Zeit der Forscherin nicht aus, um ihre Arbeit zu erledigen und zusätzlich die Kinder zu beschäftigen. Die Maßnahmen in der Pandemie wirken sich auch auf die Forschung selbst aus: „Experimente können aufgrund von Anwesenheitsregelungen nicht wie gewünscht durchgeführt und Daten daher nicht generiert werden. Umso mehr freue ich mich wieder auf die Zeit, in der es möglich sein wird, die Köpfe über unseren Forschungsergebnissen zusammenzustecken!“
Kurzclip: Der Arbeitsalltag der Forscherin Monika Oberer hat sich in vielen Belangen verändert.
Auf das gewohnte Uni-Leben freut sich auch Magdalena Brugger, Studierende der Rechtswissenschaften: „Die Digitalisierung an der Uni Graz hat gut funktioniert. Mittlerweile kann man von überall aus gut arbeiten und lernen. Ich freue mich aber trotzdem auf eine Zeit danach – vor allem der rechtwissenschaftliche Diskurs lebt von Interaktion und Austausch!“ Der ehemalige Vorsitzende der ÖH, Armin Amiryousofi, stimmt ihr zu: „Ich habe bald meine letzte Prüfung und kann meinen Abschluss leider nicht so feiern, wie ich es gerne würde. Uni bedeutet natürlich Studieren und Leistung, aber das ganze Rundherum spielt eine ebenso wichtige Rolle. Auf dem Campus Leute treffen, zusammensitzen und auch den Uni-Tag gemeinsam Revue passieren zu lassen, ist Teil der Studienzeit.“
Kuzclip: Die Studierenden Magdalena Brugger und Armin Amiryousofi sprechen über ihre Erfahrungen im letzten Jahr.
Für viele Studierende und Bedienstete gestaltete sich auch der Auslandsaufenthalt anders als geplant: „Diejenigen, die zu Beginn des ersten Lockdowns im Ausland waren, hatten eine turbulente Zeit. Unsere Telefone liefen rund um die Uhr heiß“, berichtet Gunnar Knaus vom Büro für Internationale Beziehungen. „Die Pandemie hat aber auch für neue Innovationen gesorgt.“ Beratungen und diverse Informationsveranstaltungen sind nun online genauso möglich, Austauschsemester und internationale Forschungsaufenthalte können unter Einhaltung bestimmter Maßnahmen weiterhin absolviert werden.
Kuzclip: Der Beginn der Pandemie war im Büro für Internationale Beziehungen besonders herausfordernd. Gunnar Knaus kann dem letzten Jahr aber auch einiges Gutes abgewinnen.
Ein kurzes universitäres Pandemie-Resümee: Eine Vielzahl an Herausforderungen und Veränderungen, neue, innovative Wege des Arbeitens, Lehrens und Lernens und viel Vorfreude auf eine Zeit danach.